Islamabad - Pakistan hat das überraschende Angebot Indiens zu Friedensgesprächen über Kaschmir angenommen. In einer Erklärung des Außenministeriums in Islamabad ist von einer positiven Antwort auf das indische Angebot die Rede. Der pakistanische Außenminister Abdul Sattar sagte in Islamabad, ein Gipfeltreffen beider Seiten könne den Weg zu einem Dialog ebnen, der zu einer Einigung über das lang anhaltende Problem führen könne. Gleichzeitig kritisierte Sattar die Entscheidung Indiens, den vor sechs Monaten verkündeten Gewaltverzicht im Kaschmir aufzukündigen. Indien habe seiner Armee damit freie Hand gegeben, um den "Staatsterrorismus gegen die Bevölkerung des Kaschmir" fortzusetzen. Der indische Verteidigungsminister Jaswant Singh sagte in einer Stellungnahme, die offizielle Einladung an den pakistanischen Militärmachthaber Pervez Musharraf werde schon bald erfolgen. Es wäre das erste Treffen von Regierungsvertretern beider Seiten seit 1999, als Indien und Pakistan im Streit um Kaschmir erneut am Rande eines Kriegs standen. Die Aufkündigung des sechsmonatigen Waffenstillstands kam überraschend. Beobachter hatten eine weitere Verlängerung der Feuerpause erwartet, die von den Rebellen in Kaschmir nicht angenommen worden war. Die indische Regierung begründete ihre Entscheidung mit der anhaltenden Gewalt der militanten Moslems in Kaschmir. "Deshalb sollen die Sicherheitskräfte die Maßnahmen gegen die Terroristen ergreifen, die sie für geeignet halten", erklärte Verteidigungsminister Singh. Seit 1998 Atommächte In Kaschmir erklärten die Regierungstruppen, sie wollten die Angriffe gegen die islamischen Separatisten wieder aufnehmen. Singh verwies jedoch darauf, dass die Lage an der Front während des Waffenstillstands relativ ruhig geblieben sei. Daher habe die Regierung entschieden, dass sich die Soldaten weiterhin zurückhalten sollten. Der indische Ministerpräsident Atal Behari Vajpayee hatte am Pakistans Militärmachthaber General Musharaf zu Gesprächen eingeladen. Pakistans Außenminister Inamul Haq sagte danach, sein Land werde positiv auf eine Einladung antworten, wenn und falls diese eintreffe. Indien hatte angekündigt, eine formelle Einladung in Kürze zu übermitteln. Indien wirft Pakistan vor, Aufständische in Kaschmir mit Waffen zu versorgen und Kämpfer einzuschleusen. Pakistan weist dies zurück, gewährt Separatistengruppen jedoch nach eigenen Angaben moralische und diplomatische Unterstützung. Seit 1947 haben die ehemaligen britischen Kolonien zwei Kriege um Kaschmir geführt. In einem Wettrüsten wurden beide Länder 1998 fast gleichzeitig zu Atommächten. (APA/Reuters)