Medien
Streik der "Oslobodjenje"-Journalisten in Bosnien
Internationale Föderation der Journalisten ist solidarisch
Die Internationale Föderation der Journalisten (IFJ) hat am Dienstag ihre "Solidarität"
mit den seit 17. Mai streikenden Journalisten der in Sarajewo publizierten Zeitung
"Oslobodjenje" geäußert. "Die Journalisten kämpfen, die Traditionen des Blattes zu
wahren" und für die Zukunft adäquate Bedingungen zu schaffen, wurde der
Generalsekretär der IFJ, Aidan White, von der jugoslawischen Nachrichtenagentur
Tanjug zitiert. Übereinkunft
Die IFJ appellierte auch an all ihre Mitglieder, die bosnischen Journalisten zu
unterstützen. Es müsse Druck auf die Führung des Blattes ausgeübt werden, wieder
an den Verhandlungstisch zurück zu kehren und eine Übereinkunft zu erzielen, die den
Journalisten soziale Rechte garantieren würde.
Die Journalisten von "Oslobodjenje" hatten am 17. Mai zu streiken begonnen,
nachdem mehrmonatige Verhandlungen mit der Führung des Blattes über noch
offenen Gehälter ohne Erfolg blieben. Die Journalisten fordern zudem, dass ihnen die
Sozialversicherung gezahlt wird. Ohne dieser würden sie ohne jeglichem sozialen
Schutz bleiben.
Zeitung gewürdigt
Die 1943 gegründete Zeitung wurde mehrfach mit internationalen Preisen
ausgezeichnet. So wurde ihr etwa 1993 der Sacharow-Preis (nach dem sowjetischen
Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow benannt, Anm.) des Europaparlaments für
die Freiheit des Geistes an "Oslobodjenje" verliehen. Die Zeitung wurde als "objektive
Stimme der Freiheit und der Hoffnung sowie als Symbol der Toleranz und der
multiethnischen Zusammenarbeit" gewürdigt.
Die aus Kroaten, Serben und Moslems zusammengesetzte Redaktion hatte sich
während des Krieges dem Prinzip der "ethnischen Säuberung" widersetzt. Das
Verlagsgebäude der Zeitung wurde im Juni 1992 durch den Beschuss der serbischen
Belagerer Sarajewos zerstört. Drei Mitarbeiter der Zeitung wurden im Bürgerkrieg in
Bosnien (1992-1995) getötet. Aber auch während des Krieges erschien das Blatt
jeden Tag. (APA)