Welt
"Gelynchte" Heilandsfigur im Mühlviertel wieder aufgetaucht
Zornige Bauern hatten sie vor 375 Jahren in einen Bach geworfen
Linz - Ein kurioser Fund wurde kürzlich in Reichenthal (Bez. Urfahr-Umgebung) im Mühlviertel in Oberösterreich gemacht. Am Ufer
eines Baches kam eine über 400 Jahre alte Statue aus Kalkstein zum Vorschein. Bei dem fast lebensgroßen Torso handle es sich um eine
längst verschollene Kapellenfigur, den "knienden Heiland von Reichenthal", bestätigte Johann Schöftner, Obmann des örtlichen Museums, wo
der Fund jetzt gezeigt wird. Die Statue war im Zuge eines Streites im 17. Jahrhundert von zornigen Bauern in die Fluten eines Baches
geworfen worden.
Es war im Jahr 1626, als Mühlviertler Bauern das Schloss Waldenfels stürmten, um eingekerkerte Standesgenossen zu befreien. Da der
Burgherr die Forderungen der Bauern nicht erfüllte, ließen sie ihrem Frust und Zorn freien Lauf. Aus der "Armensünderkapelle" rissen sie den
knienden Heiland heraus und warfen ihn in den Kettenbach. Durch die darauf folgenden Auseinandersetzungen zwischen Herrschaft und
Bauern bemerkte niemand das Fehlen der Statue - auch die Kapelle verfiel.
Im Laufe der Jahrhunderte war das Ufer des Kettenbaches von Bäumen und Sträuchern zugewachsen. Im heurigen Frühjahr wurden sie
umgeschnitten. Den Arbeitern fiel ein "leichter Schimmer" zwischen den Wurzeln auf, schilderte Schöftner die "Rettungsaktion". Zunächst
dachte man an ein "weißes Plastiksackerl". Schließlich war aber klar, dass es sich um einen Torso handelt. Dieser war so schwer, dass er mit
einem Traktor geborgen werden musste. Zu besichtigen ist der Fund ab jetzt im Mühlenmuseum Hayrl-Reichenthal. (APA)