Ob es einen Zusammenhang zwischen der Vorliebe für Weicheis und einem Dasein als Weichei gibt - ich weiß es nicht. Fest steht, ich mag Weicheis und muss oft viel weinen. Im Kino zum Beispiel. Auch wenn Lieblingsmenschen abreisen oder vermisst geglaubte Haustiere plötzlich wieder auftauchen: Buhuhu! Ich kann nicht anders. Das ist in einer Welt, in der viele Männer versteinerte Herzen im trainierten Torso tragen, und die nur dann weinen, wenn ihnen beim Triathlon auf der 200 Kilometer Laufstrecke durch die Wüste ein Sandkorn ins Auge gelangt, eine gewaltige Bürde, ein weiterer Grund, via Auge Wasser zu lassen. Denn härter als so ein Waschbrettbauch ist nur die Tatsache, ein Weichei zu sein: "Born to be weich." Dieser Wesenszug bestimmt meine Biografie. Schon als Dreikäsehoch stand mir deshalb Weicheis näher als etwa der steife Rein-Raus-Paiper, den Ewiggestrige seit ein paar Jahren wieder heftig abfeiern. Die erigierten Phalli von Twinny und Doppellutscher - sie verursachten mir Albträume, die eine Kautschukeinlage in meiner Bettstatt notwendig werden ließ. Ein Umstand, der mein verletzliches Wesen nur noch unglücklicher werden ließ und den - zumindest im Sommer - Mutti mit Weicheis zu lindern versuchte. Zwar musste ich auch dann weinen, doch sie wußte, in diesem Fall waren es Tränen reinen Glücks.