Klagenfurt - Die Situation der tschetschenischen Flücht- lingsfamilie A., die trotz Protests des Flüchtlingshilfswerks UNHCR und des Betreuungsvereins Aspis in die Steiermark zwangsverlegt werden soll, ist nach wie vor ungeklärt. Frau A., die wegen der "Nacht- und Nebelaktion" der Behörde psychisch zusammenbrach, befindet sich noch immer im Landeskrankenhaus Klagenfurt. Dort rät man dringend davon ab, die Familie jetzt auseinander zu reißen. Aus ihrer Notunterkunft in einer Klagenfurter Jugendherberge muss der Vater, ein Uni-Historiker, mit seinen drei Kindern spätestens am Mittwoch wieder ausziehen. Aspis und das UNHCR wollen, dass sie in Kärnten bleiben.

Die bisherige Quartiergeberin, Elfriede Luschin, weist im Gespräch mit dem STANDARD alle Vorwürfe, der Familie die Tür gewiesen zu haben, zurück: "Ich habe nur behördenkonform gehandelt. Es waren schwierige Leute. Auch Flüchtlinge müssen sich anpassen. Seit Jahren leben Flüchtlinge in meinem Haus in Krumpendorf. Alle waren bisher zufrieden." Verwässerte Milch für die Kinder habe es nicht gegeben, "nur Haltbarmilch, weil es in den Zimmern keine Kühlschränke gibt". Das reklamierte Obst hätte die Familie ja auch "von ihrem Taschengeld kaufen können", und der geschenkte Computer sei die ganze Nacht gelaufen: "Wer bezahlt mir denn das, bei 190 Schilling pro Tag pro Flüchtling?", echauffiert sich die Wirtin. "Wahrscheinlich" habe "nur der Verein die Leute aufgewiegelt".

Auch im Flüchtlingsreferat reagiert man beleidigt: "Wir lassen uns nicht in die Knie zwingen", meint der Kärntner Flüchtlingsbeauftragte Gernot Steiner. Aspis-Obmann Klaus Ottomeyer: "Von schwer traumatisierten Menschen kann man kein normales Verhalten erwarten. Aber man will die Flüchtlinge als demütige Bittsteller sehen." (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 23. 5. 2001)