Wien - Japaner sind hartnäckig. Die finden sogar durchs
Arsenal. Und wer durch die
halbe Welt gefahren ist, um
Wien von oben zu sehen, den
schreckt nicht einmal die
Kombination aus Sichtbeton
und Brabapapa-Architektur
am Boden. Bloß: Besucher
stehen dann halt trotzdem leider nicht beim Donauturm.
Der ist woanders. Am anderen
Ende der Stadt nämlich. Aber
wer Albert findet, schafft es
dann auch zum Donauturm.
Albert steht im Arsenal. Jeder, der in Wien schon über
ein Dach geschaut hat, kennt
ihn. Aber dass Albert Albert
heißt, wissen nicht einmal
die, die in und um den 155 Meter hohen Turm arbeiten.
Bis auf Wolfgang Rieger. Der
weiß nämlich praktisch alles über den Betonriegel im ehemaligen k.u.k. Kasernenviertel. Unter anderem eben, dass
der Fernmeldeturm nach dem
Postdirektor seiner Eröffnung
("am 8. September 1978"), Alfred Schlegel, benannt ist. Seit
25 Jahren ist Rieger im ehemaligen Post-Datenzentrum,
das heute schick "Telekom
Network Operations" heißt,
tätig. Wie viele Touristen
schon plötzlich beim Portier
gestanden sind, weiß er denn
doch nicht: "Etliche."
Denn obwohl der Ausblick
über die Stadt sensationell ist,
kommt gerade ein Handvoll
Menschen in ihren Genuss:
Jene Techniker, die auf dem
35 Meter großen Teller in 120
Meter Höhe darauf aufpassen,
dass die Signale aus den 57 Parabolantennen ein paar Meter
höher wohlbehalten in und
aus den Schüsseln kommen und so den Richtfunkverkehr
von halb Österreich sicher
stellen.
Der luftige, bei starkem
Wind spürbar schwankende,
Arbeitsplatz unmittelbar unter den Antennen sei notwendig, um Leitungsverluste zwischen Schüsseln und verarbeitenden Rechner zu minimieren, erklärt Josef Weber,
Leiter des Telekom-Network
Departements. Und auf Besucher wären weder Architektur
noch Sicherheitskonzept des
Turmes ausgelegt. Dennoch,
bietet Weber Trost, soll das
Panorama vom Wiener Südturm bald allen zur Verfügung
stehen: Die Telekom plant, auf
der Turmspitze eine webcam
zu installieren. Dann "können
die Wiener sehen, wo ihr Auto
auf der Tangente steht" (Weber). Und die Japaner sparen
sich einen weiten Weg. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. Mai 2001)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.