Paris - Mit Tränengas ist die französische Polizei am Dienstag gegen hunderte Demonstranten vor dem französischen Parlament vorgegangen. Der von den Gewerkschaften organisierte Protest richtete sich gegen geplante Massenentlassungen des britischen Einzelhändlers Marks & Spencer sowie zahlreicher weiterer Konzerne in Frankreich. Die Demonstration fand im Vorfeld einer Parlamentsdebatte zur Reform des Arbeitsrechts statt, um Beschäftigten künftig Schutz vor Entlassungen zu gewähren. Die Regierung hat Maßnahmen angekündigt, die unter anderem Firmen verpflichten sollen, die Beschäftigten weiterzubilden und vor dem Abbau von Stellen zu konsultieren. Die Forderung von Grünen und Kommunisten nach einem Entlassungsverbot für profitable Unternehmen lehnt sie dagegen ab. "Wir können den Abbau von Stellen nicht verbieten, denn ein solches Verbot würde Arbeitsplätze über kurz oder lang gefährden", sagte Arbeitsministerin Elisabeth Guigou. Die Regierung werde den Koalitionspartnern und den Gewerkschaften jedoch mit weiteren Maßnahmen entgegenkommen. Denkbar seien etwa höhere Abfindungen beim Stellenabbau und Hilfe bei der Arbeitssuche. Gefahr 35-Stunden-Woche? Ökonomen warnen indes, geplante Strukturreformen wie etwa die Einführung der 35-Stunden-Woche könnten ausländische Investoren abschrecken und der Beschäftigung schaden. Im März sank die Arbeitslosenquote nach Regierungsangaben auf ein 18-Jahres-Tief von 8,7 Prozent oder 2,3 Millionen. Der französische Arbeitsmarkt zähle somit zu den gesündesten auf dem europäischen Kontinent. Bis Ende des Jahres erwarte die Regierung einen Rückgang der Erwerbslosen auf zwei Millionen. Heftig in die Kritik geriet die Kaufhauskette Marks & Spencer, nachdem Angestellte per E-Mail über ihre Entlassung unterrichtet worden waren. Andere hatten es aus dem Fernsehen erfahren. Der britische Konzern hatte Ende März angekündigt, alle europäischen Filialen außerhalb Großbritanniens zu schließen und insgesamt 4390 Stellen zu streichen. Neben Marks & Spencer hatten auch die Nahrungsmittelkonzerne Danone und Nestle sowie der Stahlkonzern Usinor Entlassungen in Frankreich angekündigt. (APA/Reuters)