Salzburg - "Herr Redakteur, schreiben S' das!" Salzburgs Landtagspräsident Helmut Schreiner (VP) deutet aufgeregt zum Podium des Hörsaales 380. Montagabend hatte etwa ein Dutzend Studenten das Podium besetzt und protestierte mit selbst gemalten Plakaten aus der "Wehrmachtsausstellung" und Trillerpfeifen gegen einen Vortrag des russischen "Historikers" Viktor Suworow auf universitärem Boden. Der in England lebende ehemalige KGB-Agent verbreitet revisionistische Thesen, nach denen der Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion präventiv erfolgte; Hitler habe einem von Stalin geplanten Angriff auf Europa zuvorkommen wollen. "Außerhalb jeglichen wissenschaftlichen Diskurses", sagt der Geschichtswissenschafter Albert Lichtblau. Anklang findet Suworow aber in rechten Kreisen.

Dann entglitt Schreiner, der als Präsident des Salzburger Wehrgeschichtlichen Museums für die gemeinsam mit Kameradschaftsbund und Offiziersgesellschaft ausgerichtete Veranstaltung verantwortlich zeichnet, die Situation. Vergessen ist sein Appell, "Ruhe und Gelassenheit" zu bewahren. Vergessen ist auch die demonstrative Begrüßung des unter den Zuhörern weilenden Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, Marko Feingold, durch Mitveranstalter Geschichtsprofessor Reinhard Heinisch.

Die etwa 200 Zuhörer machten gegen das kleine Studentengrüppchen mobil: "Kommunisten raus!", skandierten sie. Die Losung hatte Franz Spitzauer, politischer Sekretär von FPÖ-Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer, vorgegeben.

Kurz darauf machten sie Ernst: Kriegsveteranen, aber auch ein Bundesheerangehöriger in Uniform stürzten sich auf die Studierenden. Es hagelte Faustschläge und Tritte, eine Historikerin wurde vom Podium gestoßen und blieb benommen liegen. Auch Medienvertreter wurden angerempelt und beschimpft. Die gewaltfrei Protestierenden wurden hinausgeprügelt.

Nachdem im Vorfeld schon SPÖ, KPÖ und KZ-Verband gegen die Veranstaltung protestiert hatten, kamen am Dienstag weitere Proteste: Die Salzburger Hochschülerschaft verlangte den Rücktritt des Institutsvorstandes, da das Historische Institut an der Veranstaltung mitgewirkt habe. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 23. 5. 2001)