Graz/Wien - "Es gibt gläserne Decken, die Frauen nicht durchbrechen können", sagt Evi Genetti vom Projektzentrum für Frauenförderung an der Uni Wien. Obwohl über die Hälfte aller Studierenden Frauen sind (58,6 Prozent der Erstinskribenten im Wintersemester 99/00), befänden sich Österreichs Universitäten nach wie vor in Männerhand. Hauptproblem seien die nach wie vor bestehenden männlichen Seilschaften wie auch die geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen. Frauen würden vielfach in die Lehre gedrängt - Stichwort "soziale Kompetenz". Aber wer lehrt, hat oft keine Zeit für die Forschung. Die Folge: Stagnation in der wissenschaftlichen Karriere. Auch das "Kinder-Argument" tauche dabei auf. "Eine Umfrage hat gezeigt, dass eine Karriere auf der medizinischen Fakultät fast zur Kinderlosigkeit verpflichtet", erklärt die Expertin weiter. Damit Frauen mit Kindern zumindest das Studium erleichtert wird, gibt es verschiedene Initiativen. In Wien bietet "UniKid" Hilfe an. Eine Hauptbremse für frauenfördernde Maßnahmen dürfte in der Besetzung der universitären Gremien liegen: Die Entscheidungsträger, also sämtliche Uni-Gremien, sind "männlich". An der Uni Wien findet sich nur eine Frau unter den acht Dekanen. Von den 110 Institutsvorständen sind ebenfalls acht Frauen. Nur zehn Forscherinnen sind Vorsitzende einer Studienkommission (von 66), also jenes Gremiums, das über die Lehrauftragsvergabe entscheidet. Auch die diversen rechtlichen Vorgaben hätten nichts ändern können. Der Frauenförderplan ist für die Expertin zu "zahnlos". Dieser Plan sieht eigentlich vor, dass bei gleicher Qualifikation eine Frau vorzuziehen ist. Angestrebt wird eine 40-Prozent-Quote. Was darin fehle, so Genetti, seien Sanktionen. Es gehe darum, Anreize über die Mittelvergabe zu schaffen. International längst üblich (Beispiel: Uni Basel), hat jetzt die Grazer Karl-Franzens-Uni ein derartiges System eingeführt: Hier wird Frauenförderung an den Fakultäten mit mehr Geld belohnt. Insgesamt wurden rund 1,4 Millionen Schilling dafür reserviert. Die "Belohnten": die Katholisch-Theologische, die Geistes- und die Rechtswissenschaftliche Fakultät. Der Erfolg dieser Aktion hält sich noch in Grenzen: die Frauenquote unter den Professorinnen liegt bei 5,1 Prozent (elf ordentliche Professuren) und damit im österreichischen Durchschnitt. Wann an der Uni Wien (38 von 427 Professuren) ein derartiges Anreizsystem kommen wird, kann auch die Mitarbeiterin des hauseigenen Frauenförderzentrums nicht sagen: "Das ist letztlich eine politische Entscheidung." (pm) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 22.5. 2001)