STANDARD-Mitarbeiter Peter Blau

Linz - Mitten im urgewaltigsten Unwetter tritt die Jungfrau vor die Haustür - und ruft in die tosenden Winde hinaus: "Is das 'n Dreckwetter, da bleib' ich zu Haus'!" Geläufig? Wer heute über 30 ist, müsste sich eigentlich entweder der Heinz-Erhardt- oder der Otto-Waalkes-Generation zugehörig fühlen.

Ersterer hat das Gedicht vor 50 Jahren geschrieben, Zweiterer hat es sich in den 70ern zu Eigen gemacht. Der oft nur scheinbar leichte Humor Erhardts hat seine deutlichen Spuren in der Geschichte der deutschsprachigen Komik hinterlassen und findet seinen unverkennbaren Niederschlag sogar noch in der aktuellen Comedy-Welle. In den 50ern und 60ern zählte er zu Deutschlands beliebtesten Unterhaltungskünstlern - als Kabarettist, Film-Schauspieler und Autor.

Mit schelmischer Selbstironie - "das gewisse schusselige Etwas" - verstand er es, selbst den plattesten seiner Wortspiele eine sympathische Note zu verleihen. "Wer sich selbst auf den Arm nimmt", formulierte er einst sein künstlerisches Credo, "erspart anderen die Arbeit." 1971 setzte ein Schlaganfall seiner Karriere ein jähes Ende: Er beraubte ihn seines wichtigsten Werkzeugs - der Fähigkeit zu sprechen. 1979 starb er - drei Tage nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Das hochwertige Linzer Kleinkunst-Trio "Die Niederträchtigen" widmet sich in seinem sechsten Programm - turbulent, musikalisch und verspielt - zur Gänze dem witzigen Werk dieses eifrigen Humoristen. "Seine Texte sind zum Teil irrsinnig geistreich, aber ohne Scham vor albernen Pointen", freut sich David Wagner, "das passt doch hervorragend zum Stil der Niederträchtigen." Premiere für "So was Dummes" ist heute im Posthof. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 5. 2001)