Istanbul - Wirksame Maßnahmen gegen den zunehmenden Frauenhandel haben ExpertInnen des Europarats und VertreterInnen von Nicht-Regierungsorganisationen gefordert. Vor allem in Osteuropa würden immer mehr Frauen durch Armut, Arbeitslosigkeit und den Mangel an anderen Perspektiven in die Prostitution getrieben, betonte die Schweizer Sozialdemokratin Ruth-Gaby Vermot-Mangold am Montag bei einer Sitzung der Parlamentarischen Versammlung des Europarats in Istanbul. Viele von ihnen würden durch organisierte Verbrecherbanden nach Westeuropa geschleust und dort skrupellos ausgebeutet. Hilfe zur Selbstwehr Der zuständige Ausschuss der Versammlung forderte die 43 Mitgliedsstaaten des Europarats auf, den Frauenhandel "energisch und koordiniert" zu bekämpfen. Zum einen müssten die Strafen für Menschenhändler erheblich verschärft werden, hieß es in einer Entschließung. Zum anderen müsse Opfern, die Anzeige gegen ihre Ausbeuter stellten, ein ausreichender Rechtsschutz gewährt werden. Notwendig sei ein Hilfsprogramm für die betroffenen Frauen, betonte Vermot-Mangold, die sich dafür derzeit in der Schweiz stark macht. Den Betroffenen müsse für eine Übergangszeit ein Bleiberecht gewährt werden. In Belgien und Italien beispielsweise gebe es schon entsprechende Gesetze. Dort erhielten Frauen zumindest solange Bleiberecht und finanzielle Unterstützung, bis die Ermittlungen gegen ihre Ausbeuter abgeschlossen seien. Nach Schätzungen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) werden in Europa jährlich zwischen 700.000 und zwei Millionen Frauen und Kinder Opfer des Menschenhandels. Die meisten von ihnen würden sexuell ausgebeutet, heißt es in einem Bericht des Europarats. Demnach wurden allein in Frankreich in den vergangenen Jahren 24 Menschenhändler-Ringe aufgedeckt, deren Opfer meist Frauen aus Osteuropa waren. Die ukrainischen Behörden beispielsweise schätzen, dass derzeit über 100.000 Ukrainerinnen, davon viele Minderjährige, als Prostituierte im Ausland arbeiten, vor allem in Deutschland und Frankreich. (APA/AFP)