Linz - Nur drei von zehn Österreichern halten die politische Situation in Italien und das Verhältnis von Italien zum Rest der EU mit der Situation nach der österreichischen Regierungsbildung zwischen ÖVP und FPÖ für vergleichbar. In der in der Vorwoche durchgeführten market-Umfrage für den STANDARD sagen dagegen 43 Prozent der Befragten, dass die italienische und die österreichische Situation nicht vergleichbar wären. Studienleiter David Pfarrhofer betont, dass die Österreicherinnen und Österreicher die Entwicklung in Italien relativ gut beobachtet haben: "Wir haben die Frage gestellt, ob es jetzt in Italien eine rechte oder eine linke Mehrheit gibt - und 58 Prozent haben uns richtig geantwortet, dass es jetzt eine rechte Mehrheit gibt; nur ein Drittel der Österreicher kann die politische Situation in Italien gar nicht kommentieren." Auf die Frage, ob die internationalen Reaktionen auf den Wahlsieg von Silvio Berlusconi angemessen wären, stimmen 35 Prozent zu, acht Prozent halten sie für zu scharf und immerhin 27 Prozent für zu schwach. Diese Gruppe der Sanktionsbefürworter rekrutiert sich in gleichem Maße aus Sozialdemokraten und erklärten ÖVP-Wählern, besonders stark aber aus der Anhängerschaft der Grünen. FPÖ-Wähler sind in hohem Maße überzeugt, dass die Reaktionen auf die Italien-Wahl insgesamt schon zu scharf waren. Es herrscht in Österreich weitgehende Einigkeit darüber, dass die Haltung der anderen EU-Staaten gegenüber Italien korrekter ist als jene im Vorjahr gegenüber Österreich: 60 Prozent finden die Behandlung Italiens richtiger, nur neun Prozent jene Österreichs - wobei wiederum besonders die Anhänger der Grünen die schärfere Vorgangsweise gegenüber Österreich für korrekt befinden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. Mai 2001)