Salzburg - Rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Österreich ist übergewichtig - Tendenz steigend. "Diese Explosion der Zahlen in den vergangenen Jahren lässt sich nicht mit Genetik allein erklären", ist die Salzburger Psychologin Elisabeth Ardelt-Gattinger, die ein interdisziplinäres Forschungsteam zum Thema Adipositas und Essstörungen leitet. Und noch eine Zahl beunruhigt die Wissenschafterin: Rund 25 Prozent der übergewichtigen Kinder haben Suchtmerkmale. Suche nach den Ursachen Gemeinsam mit Kollegen aus Medizin, Sport- und Ernährungswissenschaften versucht Ardelt-Gattinger zu klären, welche Faktoren ausschlaggebend sind, dass starkes Übergewicht - im Fachjargon Adipositas - bei Kinder und Jugendlichen entsteht. Im Zentrum stehen dabei auch die Zusammenhänge von Adipositas und anderen Essstörungen wie Brech- oder Magersucht. Die Übergänge seien oft fließend, weiß Ardelt-Gattinger. Gemeinsam ist der hohe Grad an kognitiver Beschäftigung mit Nahrung und Äußerem. "Genetik ist ein Risikofaktor, der mollig macht, aber nicht notwendigerweise adipös." Da müssen schon andere Dinge dazukommen. Als Beispiel nennt Ardelt-Gattinger Bewegung: Um das zwölfte Lebensjahr würden sich die Jugendlichen signifikant weniger herumtollen oder sporteln. Bei Kindern, die schon leicht übergewichtig sind, habe das aber verheerende Folgen. Wenn aus mollig dick wird Fettreiche, ungünstige Nahrung ist ein weiterer Grund, warum aus molligen später dicke Kinder werden. Dabei sind vor allem die in Übermaß genossenen Softgetränke zu nennen: "Ein Cola ist eine Hauptmahlzeit." Wer seinen gesamten Flüssigkeitsbedarf mit Softgetränken decke, nehme zu viele Kalorien zu sich, warnt die Psychologin. Das Essverhalten der Eltern schlage sich bei den Kindern ebenso nieder wie die "leichte Verführbarkeit" durch Gerüche. Um die steigende Zahl übergewichtiger Kinder einzudämmen, setzt Ardelt-Gattinger auf gezielte Aufklärung. Bewegungs- und Ernährungsinformation für Lehrer, Eltern und Schulärzte hält sie für besonders wichtig. Man müsse vor allem den Teufelskreis der hohen Diskriminierung durchbrechen: "Es gibt dicke Kinder, die getrauen sich nicht mehr in den Schulbus zu steigen, weil sie so verspottet werden." Als Gegenstrategie schlägt sie neben psychologischer Unterstützung mehr Freude an Bewegung sowie fettarme Ernährung vor. Ihr Ziel ist es, interdisziplinäre Betreuungsgruppen für übergewichtige Kinder - nach dem Vorbild der gut funktionierenden Erwachsenengruppen - einzurichten. Noch scheitert das Projekt allerdings an der Finanzierung.(APA)