Bujanovac/Belgrad - Die serbische Regierung hat die albanischen Rebellen in Südserbien aufgerufen, bis zum 24. Mai die Waffen niederzulegen, ihre Stützpunkte zu verlassen und die Minenfelder in der umkämpften Region zu entschärfen. Jeder Kämpfer der "Befreiungsarmee von Presevo, Medvedja und Bujanovac" (U¸CPMB), der "keine Verbrechen" begangen habe und sich bis zum Ablauf dieser Frist der Nato-Friedenstruppe im Kosovo oder den jugolsawischen Sicherheitskräften ergebe, "soll amnestiert werden", versprach der Koordinator Belgrads für Südserbien Nebojsa Covic.

Am 24. Mai will dann die jugoslawische Armee unter der Aufsicht der Nato kompromisslos in den "Sektor B" der Pufferzone, die sich entlang der Grenze zum Kosovo erstreckt, einmarschieren.

Jedoch kaum 200 Mitglieder der gut bewaffneten U¸CPMB, die laut serbischen Angaben mit rund 3000 Kämpfern in Südserbien operiert, haben sich bis Sonntag ergeben. Die U¸CPMB würde die "Besetzung des ,Sektor B' auch um den Preis eines Krieges verhindern", erklärte einer der U¸CPMB Kommandanten Ridvan Cazimi, genannt Leschi.

Wie ernst es beide Seiten meinen, bewiesen vergangene Woche die Kämpfe um das Dorf Oraovica am Rand der Pufferzone, die die U¸CPMB zuerst besetzte, um sich dann unter dem Druck der ersten ernsten Offensive der jugoslawischen Streitkräfte in Südserbien zurückzuziehen. Mindestens vierzehn Kämpfer der U¸CPMB und zwei jugoslawische Offiziere wurden getötet. Beobachter der EU und der Nato bezeichneten die "Säuberungsaktion" der serbischen Einheiten als "korrekt".

Die Kampfhandlungen der U¸CPMB haben bisher alle Friedensverhandlungen zwischen Belgrad und politischen Vertretern der Albaner lahm gelegt. Wie die Regierung Mazedoniens im Kampf gegen die albanischen Rebellen hat auch die serbische Regierung die stille Genehmigung der internationalen Gemeinschaft, mit "gezielter Gewalt" gegen die Rebellen in Südserbien vorzugehen. Eine Taktik, die sich allerdings im Kosovo 1998 als falsch erwies, weil sich die bedrohten albanischen Zivilisten den bewaffneten Gruppen anschlossen.

(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. Mai 2001)