Skopje/Pristina/Belgrad - Albanische Freischärler und mazedonische Regierungstruppen haben einander am Montag im Norden des Landes wieder Gefechte geliefert. Ein Armeesprecher in Skopje warf den Rebellen vor, sie hätten die Armee am frühen Morgen mit Angriffen provoziert, die von den Ortschaften Slupcane und Vaksince ausgegangen seien. Angaben zu möglichen Opfern lagen zunächst nicht vor. Westliche Vermittler versuchten unterdessen, eine Verstärkung für die albanischen Rebellen aus dem benachbarten Kosovo zu verhindern. Milizenführer hätten signalisiert, dass sie 1.000 zusätzliche Kämpfer nach Mazedonien schicken wollten, berichtete der Rundfunksender BBC unter Berufung auf britische Diplomaten. Dies könne die Lage weiter verschärfen. Humanitäre Katastrophe Die verschärften Gefechte zwischen mazedonischer Armee und albanischen Rebellen im Norden des Landes am Wochenende hatten in den Reihen der Streitkräfte Mazedoniens Befürchtungen über eine humanitäre Katastrophe für die Zivilbevölkerung aufkommen lassen. So war nach Augenzeugenberichten am Samstag ungeachtet des von der Regierung in Skopje am Donnerstag erklärten Waffenstillstandes Gefechtslärm in der Nähe des Dorfes Slupcane, einer der Hochburgen der Rebellen in der Region Kumanovo zu hören. Auch in den Stunden vorher gab es sporadische Feuergefechte, dabei machten sich Armee und Rebellen gegenseitig für den Bruch der Waffenruhe verantwortlich. Der mazedonische Präsident Boris Trajkovski rief unterdessen Polizei und Armee auf, weiterhin Zurückhaltung zu üben. Er wisse, wie schwierig es sei, angesichts der täglichen Provokationen ruhig zu bleiben, sagte Trajkovski bei einem Truppenbesuch in der umkämpften Region. Die Rebellen warnte der Präsident davor, die Haltung der Regierung misszuverstehen: Die Rebellen dürften Zurückhaltung nicht mit Schwäche verwechseln und glauben, "dass wir ihnen das Recht geben, mazedonisches Gebiet zu besetzen oder erorbern". Politische und militärische Lösung Trajkovski kündigte an, die Regierung werde die Krise sowohl politisch als auch militärisch lösen. Sein Büro veröffentlichte einen Brief von US-Präsident Bush, in dem dieser das Staatsoberhaupt für die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit lobte. Zudem begrüßte Bush die Ankündigung, die Armee werde sich zurückhalten. Armeesprecher Oberst Blagoja Markovski warf den albanischen Separatisten erneut vor, im Kampfgebiet etwa 7000 Zivilisten als menschliche Schutzschilde festzuhalten. Die Rebellen beschuldigte er, am Freitag das Feuer eröffnet zu haben. Darauf habe die Armee mit schwerer Artillerie reagiert. Verluste auf Seiten der Regierungstruppen habe es zwar nicht gegeben, er befürchte aber eine humanitäre Katastrophe für die Zivilbevölkerung. Markovski sagte, in Lipkovo würden etwa 6.000 Bewohner festgehalten, weitere 1.000 in einer Moschee in dem Dorf Otlje. Die Rebellen haben die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. (APA)