Kairo/Jerusalem - Nach der jüngsten Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern haben sich die politischen Spannungen im gesamten Nahen Osten erheblich verschärft. Die Arabische Liga forderte am Samstag auf einer Sondersitzung in Kairo ihre Mitglieder auf, alle diplomatischen Kontakte zu Israel abzubrechen. Trotz internationaler Appelle hielt die Gewalt unterdessen an: Bei Zusammenstößen in den Autonomiegebieten wurden drei Palästinenser erschossen. Israelische Kampfhubschrauber beschossen Ziele im Westjordanland. Der Aufruf der Liga ist zwar nicht bindend, verfasst wurde er jedoch von dem jordanischen Außenminister Abdul Illah Khatib und dem ehemaligen ägyptischen Außenminister Amr Mussa, dem derzeitigen Generalsekretär der Liga. Die zwei Politiker hatten bisher zwischen beiden Seiten zu vermitteln versucht. Die Aussetzung der Kontakte soll so lange bestehen bleiben, wie die Gewalt gegen das palästinensische Volk andauere, hieß es in einer Abschlusserklärung des Treffens. Von Israel wurde die Aufforderung der Arabischen Liga bedauert, wie der Sprecher von Ministerpräsident Ariel Sharon, Raanan Gissin erklärte. Finanzielle Hilfe für Palästinenser Die Liga forderte Mussa zudem auf, der Autonomiebehörde finanziell zu helfen. Ferner wurde zu Spenden zur Unterstützung der Intifada aufgerufen. Dazu soll ein eigenen Hilfsfonds eingerichtet werden. Der palästinensische Präsident Yasser Arafat sprach in Kairo von der "Entscheidungsschlacht um Palästina". Mussa warf Israel vor, nicht an einem Frieden interessiert zu sein. Es war noch nicht bekannt, ob sich tatsächlich auch alle arabischen Staaten einem völligen Boykott anschließen würden. An der Sitzung nahmen die Außenminister von Syrien, Jordanien, Bahrain, Marokko, Tunesien, Libanon und Jemen teil. Der Außenminister von Saudiarabien hatte überraschend nur einen Stellvertreter entsandt. Arafat hatte während der mehr als fünfstündigen Sitzung in Kairo erklärt, sein Volk werde vor dem israelischen "Staatsterrorismus" nicht zurückweichen. "Wir werden nicht aufgeben, sagte er. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, der ehemalige ägyptische Außenminister Amre Mussa, sagte, es sei offenbar das Ziel der Israelis, die Palästinenser "auszulöschen". Der Einsatz von Kampfflugzeugen vom Typ F-16 gegen wehrlose Zivilisten sei ein "Kriegsverbrechen". (APA/AP/dpa)