Hamburg - Der belgische Außenminister Louis Michel hat die künftige italienische Regierung des Medienunternehmers Silvio Berlusconi vor Rassismus gewarnt. In einem am Samstag im Voraus veröffentlichten Gespräch mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" warf Michel vor allem Berlusconis Koalitionspartner Umberto Bossi von der Lega Nord Fremdenhass vor. Belgien übernimmt am 1. Juli von Schweden die EU-Präsidentschaft. Michel zeigte sich "schockiert, dass an einer Regierung in Europa Leute wie Umberto Bossi und seine rassistische und fremdenfeindliche Partei teilnehmen können". Der Rassist Bossi unterscheide sich um keinen Deut von dem rechtsextremistischen Jörg Haider in Österreich. "Das sind Leute des Fremdenhasses. Sie teilen nicht die europäischen Werte", sagte der belgische Außenminister weiter. Er räumte aber ein, dass die Lega Nord mit nur vier Prozent der Stimmen in Italien weniger stark an der Regierung beteiligt sein werde als Haiders Freiheitliche Partei Österreichs. "Neue Doktrin im Umgang mit Rechts" Im übrigen habe die Europäische Union aus der Entwicklung in Österreich gelernt und eine "neue Doktrin im Umgang mit Rechts" gefunden. Nach der beim Gipfel in Nizza beschlossenen Vereinbarungen könnten Mitgliedsstaaten der Union bei Verstößen gegen die EU-Verträge oder europäische Werte Rechte aberkannt werden. Als Fehler bezeichnete Michel indes, dass er im Fall Österreich zunächst einen Urlauberboykott befürwortet hatte. Er selbst werde in diesem Jahr seinen Urlaub wie geplant in der Toskana verbringen. Deutsche Bundestagsabgeordnete der Grünen mahnten die Bundesregierung derweil zu Vorsicht im Umgang mit der künftigen italienischen Regierung. So dürfe es keine gemeinsamen Repräsentationstermine mit Vertretern von faschistischen und rechtsextremistischen Parteien die der Nationalen Allianz Gianfranco Finis oder der Lega Nord Bossis geben, sagte die Abgeordnete Annelie Buntenbach der "Welt am Sonntag". Auch ihre für Außenpolitik zuständigen Fraktionskollegen Helmut Lippelt und Christian Sterzing forderten eine genaue Beobachtung der Regierung Berlusconi. (APA/AP)