Washington - Als US-Ärzte vor zwei Wochen bekannt gaben, sie hätten Babys mit drei Elternteilen - zwei Frauen, ein Mann - produziert und diese seien auch nach einem Jahr noch gesund, verrieten sie laut Washington Post nur die halbe Wahrheit: Die geborenen Babys sind zwar gesund, aber zwei von 17 kamen erst gar nicht zur Welt. Beide hatten einen Gendefekt - Turner's Syndrom -, der zu Fehlgeburt bzw. Abtreibung führte. Zwar kannten die Ärzte das Problem - die Patientinnen mussten unterschreiben, dass sie das Risiko eingehen -, aber weder Öffentlichkeit noch Fachkollegen wurden informiert: Auch in der wissenschaftlichen Publikation wurden die Fehlschläge nicht erwähnt. Sie liegt schon länger zurück und hat dazu geführt, dass die Methode auch anderswo angewandt wurde. Die Methode soll bei älteren Frauen mit Kinderwunsch die DNA der Eizellen partiell verjüngen, mit Zytoplasma - dem äußeren Teil - von Eizellen jüngerer Frauen. Dort sitzt ein kleiner Teil der gesamten DNA, die mitochondriale. Der Großteil der DNA sitzt im Zellkern und wird von der Genverjüngung nicht berührt, weshalb die meisten Ärzte wenig Sinn in der Kur sehen. Mixtur-Gefahr unklar Ob sie darüber hinaus auch gefährlich ist, ob die Mixtur zweier weiblicher Genome die Häufung von Turner's Syndrom verursacht hat, ist unklar. Zwar sind zwei von 17 eine enorm hohe Rate, aber die 17 selbst sind eine zu kleine Gruppe für definitive Urteile. Definitiv ist ein anderes Urteil: Bei den Kindern wurde erstmals eine Keimbahnmanipulation vorgenommen, sie werden die neuen Gene vererben. Weil solche Eingriffe von der Forschermehrheit tabuisiert sind, aber nicht verboten, fordert die einflussreiche US-Forschergesellschaft AAAS in Science zumindest ein öffentliches Register. (jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe 19./20. 5. 2001)