Auszüge aus der am Donnerstag in Villach gehaltenen Dankesrede des weltbekannten Wissenschafters zur Verleihung des Paracelsus-Preises, die schon im Vorfeld für heftige Erregung seitens der Kärntner FPÖ ("peinliche Auszeichnung") gesorgt hat. Der Wiener Stadtrat Sepp Rieder hat in seinem Vortrag bei der Spiegelgrund-Gedenkfeier im vergangenen Jahr etwas Treffendes gesagt, nämlich dass Hass wie eine höchst entzündbare, sich schnell ausbreitende Flüssigkeit ist. Wenn die einmal verbreitet ist, so wartet sie nur auf Brandstifter, um in Flammen aufzugehen und alles zu verbrennen. Der grassierende Fremdenhass, der in letzter Zeit wieder aufflackert und den gewisse Parteien schüren, stellt eine Gefahr dar, die wir als Bedrohung unserer Gesellschaft und jedes Einzelnen von uns begreifen. Und es gibt genug Leute, die diesen Hass schüren, ausnützen und schließlich den Brandstiftern überlassen. Herrn Haider als "Ziehvater des rechtsextremen Terrorismus" zu bezeichnen ist, denke ich, treffend. Und viele dieser Leute sind "politische Gauner" im wahrsten Sinn des Wortes. Aber es sind ja nicht nur das "einfache Parteimitglied" oder seine Kumpel. Es sind auch diejenigen, die ihnen und ihrer Weltanschauung aus Eigennutz, Eitelkeit oder Machtgier den Weg bahnen und ihnen den roten Teppich ausrollen. Es sind die Zuschauer, die Wegschauer, die Mitläufer. Es sind die, denen es gut geht und denen es ganz gleichgültig ist, wie es anderen geht. Es sind, um genau zu sein, Menschen wie Bundeskanzler Schüssel, die es zusammenbringen, in einer Koalition mit Partnern zu arbeiten wie dem Dr. Haider, der heuer beim Neujahrs- und danach beim Aschermittwochtreffen der FPÖ klare antisemitische Parolen von sich gegeben hat. Es sind Menschen, die, um an der Macht zu bleiben, bereit sind, ihre Seele, ihre Anständigkeit, ihre Humanität zu verkaufen - etwas, das in Deutschland, Frankreich oder den USA politischer Suizid wäre. Haben wir denn kein Gedächtnis? Haben wir denn überhaupt keine Scham? Ich fürchte, dass wir uns sehr gut erinnern, aber leider nicht schämen. Es sind, mit anderen Worten, wir selbst. Und sollte der Spuk einmal vorbei sein - denn solche Sachen halten sich nicht -, dann werden dieselben Leute nichts gewusst haben und "immer dagegen" gewesen sein! Ich sorge mich um dieses Land. Nicht weil ich es hasse, nicht weil ich auf das Ewiggestrige pochen möchte, sondern weil ich dieses Land, von dem ich vertrieben wurde, trotzdem liebe . . . (DER STANDARD, Print-Ausgabe 19./20. 5. 2001)