Das Marktforschungsunternehmen ACNielsen startet jetzt in Österreich mit dem Verkauf des neuen Internetnutzer-Messsystems Nielsen/ Netratings. Gemessen wird das Surfverhalten eines Panels von 3000 zufällig ausgewählten Österreichern, allerdings nur zu Hause, nicht im Büro. Laut Nielsen nützten 42 Prozent der Österreicher über 16 Jahre das Internet privat. Nielsen/NetRatings bestückt Heim-PCs mit einer Software. Dieser "Little Brother" zeichnet diskret sämtliche Klicks auf Seiten im World Wide Web auf. Die Daten werden an einen Rechner in Silicon Valley geliefert. Daraus können Statistiken generiert werden über die Internetnutzung, das genaue demographische Profil der User, sowie deren Verhalten in Sachen Werbung im Internet. Sprich, es können Fragen beantwortet werden wie: Welche Internetseiten haben Österreicherinnen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren im Mai 2001 von ihrem PC zu Hause am häufigsten besucht? Und von welchen Seiten sind sie gekommen, wohin surfen sie weiter. Hauptzielgruppe für das Programm sind Mediaagenturen, Provider und auch die Hersteller der Seiten selbst. Die Kosten für das Basispaket liegen bei 25.000 Dollar (395.400 S) pro Jahr. Österreich ist das 24. Land weltweit, das untersucht wird. Laut Meinung von Matthias Stöcher, Leiter der Onlinevermarktung von derStandard.at, sei die technische Lösung von Nielsen/NetRatings "die Zukunft". Herausragende Schwäche sei aber, dass die Internetnutzung im Büro noch nicht erfasst wird. Damit ergäben sich eklatante Unterschiede zu den Ergebnissen des Austrian Internet Monitors (AIM), der auf einer Befragung basiert. Beispiel: Die Seiten des ORF haben laut Nielsen/NetRatings im April knapp 385.000 Besucher gehabt, laut AIM vom März jedoch 1,14 Millionen. Peter Wilcox, Chef von Nielsen/NetRatings in Europa, antwortet: "Wir müssen zuerst krabbeln lernen, bevor wir gehen." Ein At-Work-Panel soll "in einiger Zeit" auch in Österreich gestartet werden. Derzeit gibt es dies nur in den USA und in Australien. Problematisch seien unter anderem die Firewall-Systeme der Firmen sowie die teurere Rekrutierung von Teilnehmern. (Leo Szemeliker/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.5.2001)