Wien - Die Intimität, mit der Raz Ohara auf seinem aktuellen Album The Last Legend sein Publikum konfrontiert, hat etwas Entwaffnendes. Zumal seine stark in die Mitte des Raumes produzierte Stimme nichts begleitet als eine von ihm zart angeschlagene Akustikgitarre. Derart singt er gekränkt über True Feelings , sinniert desillusioniert über It's An Illusion oder verzweifelt schlicht über die Last der Reality . Die Saiten quietschen unter seinen Griffen, und die Stimme des in Berlin lebenden Dänen Patrick Rasemussen alias Raz Ohara klingt, als bräuchte er dringend die starke Schulter eines guten Freundes. Diese assoziativen Bilder schließen inhaltlich da an, wo er uns mit der groovigen Coverversion Where Is My Mind von den Pixies vor etwa zwei Jahren stehen hat lassen. Leicht verunsichert, aber neugierig, den Grund dieser Irritation wenn schon nicht auszuräumen, dann doch zu thematisieren. Auf The Last Legend braucht er dazu außer der bereits erwähnten Klampfe kaum jemals mehr als ein paar warm pulsierende elektronische Rhythmusschübe, die jedoch eher als stimmungsvolle Klangflächen Einsatz finden denn als "Beats". Derartig reduziert, erinnert sein Album stellenweise an die großen Momente der früh von uns gegangenen Regenwolke Nick Drake und bedient sich ansonsten einer Ästhetik, die seit längerer Zeit unter dem Titel Low-Fi handelsüblich ist. Aber Ohara verzichtet auf die üblichen Schepperbeats und konzentriert sich stattdessen ganz auf die Qualität seines Songmaterials. Am Donnerstag tritt er zuerst alleine, dann unterstützt von seiner Band - wegen des Grooves! - live im Wiener B 72 auf. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 5. 2001)