Wien - Mit geringfügiger Verspätung ist der frühere US-Präsident Bill Clinton am Mittwoch Nachmittag zu seinem Vortrag über "Europa und Amerika" im Wiener Schloss Schönbrunn eingetroffen. Clinton wurde von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel auf dem roten Teppich des Eingangs zur Orangerie empfangen. Vor zahlreichen Fotografen und Medienvertretern kam es zum Handshake zwischen Ex-Präsident und Kanzler. Scheidende US-Botschafterin blickt zurück Die scheidende Botschafterin der USA in Österreich, Kathryn Walt Hall, hat anlässlich des Clinton-Besuchs die Demokratie ihres Gastlandes gewürdigt und vor allem die Entschädigungen für Zwangsarbeiter hervorgehoben. Die Teilnahme an diesen Verhandlungen habe "einen der Höhepunkte" ihrer Amtszeit gebildet, sagte Walt Hall laut Redetext in einem vom "WirtschaftsBlatt" veranstalteten Seminar in Wien, an dem auch der frühere US-Präsident Bill Clinton teilnimmt. Hall, die von Clinton als Botschafterin bestellt worden war, wird durch dessen Nachfolger Georg Bush im Juli in ihrem Amt abgelöst werden. In ihrem Rückblick kam die Diplomatin auch auf die Sanktionen zu sprachen, die nach der Bildung der neuen Regierung im Februar 2000 verhängt worden waren. Das sei "eine schmerzvolle Zeit für Österreich und für Österreichs Freunde" gewesen, wobei die USA noch immer "sehr stolz" auf die zurückhaltende Reaktion Amerikas und die objektive Einschätzung der Lage in Österreich seien. Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft Beim vom "WirtschaftsBlatt" veranstalteten Seminar wird seit 9.00 Uhr bereits über die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft im Vergleich mit den USA diskutiert. Dazu legen Spitzenmanager wie Claus Raidl, Vorstandsvorsitzender von Böhler-Uddeholm, der neue ÖBB-Aufsichtsratsvorsitzende und Opel-Austria-Chef Franz Rottmeyer, HTM-Vorstandsvorsitzender und Eigentümer der Sportfirma Head, Johan Eliasch, sowie der Vorstandsvorsitzende der Herbert-Quandt-Stiftung von BMW, Horst Teltschik, ihre Ansichten dar. Am Nachmittag spricht der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Klaus Liebscher, zum Verhältnis zwischen Euro und Dollar. Vor Clintons Referat werden die US-Botschafterin in Österreich, Kathryn Walt Hall, und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) sprechen. Der ehemalige US-Präsident wird eineinhalb Stunden den Hauptvortrag zum Thema der Konferenz halten. Mit einem Gala-Diner wird der prominente Gast verabschiedet. Donnerstag vormittag fliegt Clinton nach Warschau weiter. Voller Terminkalender Der 42. US-Präsident war während seiner achtjährigen Amtszeit nie in Österreich, weder offiziell noch privat. Als junger Mann hatte er jedoch einmal Kitzbühl und Salzburg besucht. Clintons Ehefrau Hillary nahm 1997 an einer Frauenkonferenz in Wien teil, die von der damaligen US-Botschafterin Swanee Hunt initiiert worden war. Anschließend stattete sie mit ihrer Tochter Chelsea Salzburg einen Besuch ab. Auch wenn Clinton jetzt kein offizielles Amt mehr innehat, ist der Terminkalender des Ex-Präsidenten trotzdem voll - der junge "Politpensionist" ist ein begehrter Vortragsredner. Clinton als "Schwarzarbeiter" in Polen? Clinton wird in Polen als Schwarzarbeiter verdächtigt. Im Rahmen einer Vortragsreise durch Europa will er am Donnerstag in Warschau eine exklusive Hörerschaft an seinen Einsichten zur Globalisierung teilhaben lassen. Am Mittwoch hält er in Wien einen Vortrag über Wirtschaft und Politik in den USA und Europa. Das polnische Problem: Die Organisatoren hätten die Zuhörer zwar mit Gebühren in Höhe von 7.000 Zloty (rund 2.000 Euro/27.400 S) kräftig zur Kasse gebeten, nicht aber die notwendige Arbeitserlaubnis für Clinton besorgt, wie die linksliberale Zeitung "Gazeta Wyborcza" am Mittwoch berichtete. Auch ein Diplomatenpass verschafft Clinton keine Immunität vor dem polnischen Arbeitsrecht. Theoretisch gelten für den einst mächtigsten Mann der Welt die gleichen Vorschriften, die auch gegen ukrainische Schwarzarbeiter auf polnischen Baustellen angewandt werden. Für einen der zuständigen Beamten bei der Arbeitsbehörde offenbar keine leichte Entscheidung: "Ich kann doch nicht einfach den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten festnehmen und ausweisen!", klagte der irritierte Beamte. (APA)