Warschau - Vier Monate vor den Parlamentswahlen hat die polnische Gewerkschaft Solidarnosc ihren kompletten Rückzug aus der Politik angekündigt. Wie die polnische Nachrichtenagentur PAP meldete, entschieden die Delegierten der dem Regierungsbündnis AWS angehörenden Gewerkschaft am Dienstag auf einem landesweiten Kongress in Danzig, sich künftig auf ihre gewerkschaftlichen Aufgaben zu konzentrieren. Vertreter der Gewerkschaft hatten in der Vergangenheit mehrfach erklärt, sie könnten nicht länger Verantwortung für das Handeln der Regierung übernehmen. Ein Nebeneffekt der Reformpolitik der Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Jerzy Buzek ist nach Meinung der Gewerkschafter eine Arbeitslosenquote von landesweit fast 16 Prozent. Die Wahlaktion der Gewerkschaft (AWS), ein Bündnis aus konservativen und liberalen Parteien um die Solidarnosc, hatte die Parlamentswahlen 1997 gewonnen. Die Bewegung, die maßgeblich zum Zusammenbruch des kommunistischen Regimes beigetragen hat, war 1980 als erste freie Gewerkschaft Polens gegründet worden. Vom Zerfall der Solidarnosc und ihres Regierungsbündnisses AWS profitieren die Nachfolger der ehemaligen Kommunisten, das Bündnis der Demokratischen Linken (SLD). Es hat gute Chancen, bei den Parlamentswahlen am 23. September zur stärksten Kraft des Landes zu werden. (APA)