Wien - Politik scheint am gesündesten zu sein, wenn man sie hinter sich hat. Viktor Klima, den Bundeskanzler a. D., kann man mit Klima, dem Bundeskanzler v. D., nicht vergleichen. Drahtig, unverschämt erholt aussehend, vielleicht nicht ganz so braungebrannt wie mancher hierzulande, aber ausgeruht und locker: Kaum zu glauben, dass dies derselbe Mensch ist, der sich am Ende seiner politischen Laufbahn so schwer gezeichnet nach Argentinien verabschiedet hat. Heute gehe es ihm gut, "wie allen fleißigen Menschen", versichert Klima. Er arbeite eben viel.

Wahrscheinlich wäre das Interesse an dem, was er jetzt tut, größer, wenn Klima seinen Status als Expolitiker nicht so konsequent durchhalten würde. Wenn er also manchmal rückfällig würde und ungefragt seine Anmerkungen zur aktuellen Lage absonderte. Tut er aber nicht einmal, wenn er gefragt wird. Vielleicht ist deshalb das Interesse an dem, was er früher war und tat, umso größer. Zu Klimas Zeugenaussage vor dem Euroteam-Untersuchungsausschuss kamen jedenfalls mehr Medienvertreter als zu manch einer seiner Pressekonferenzen als Bundeskanzler. Vier Kamerateams, ein gutes Dutzend Fotografen - so viel Aufmerksamkeit hatte keine der vorangegangenen Sitzungen des Ausschusses hervorgerufen.


Nicht zuständig

Was Klima dann auszusagen hatte, rechtfertigte weder den medialen Aufwand, noch erfüllte es eventuell hochgespannte Erwartungen. Er habe sich als Kanzler intensiv für die Schaffung neuer Lehrstellen eingesetzt, nicht aber für die Abwicklung der dazugehörigen Kampagne: Dafür seien seine Mitarbeiter sowie die Beamten in den "Strukturen", will heißen: Ministerien und Kanzleramt, zuständig gewesen.

Dass es im Rahmen der Lehrlingsoffensive zu "Förderungsausnützung" bei einzelnen Unternehmen gekommen sei - Klimas Wortschöpfung für die Tätigkeit, die der Firma Euroteam und ihrem Chef Lukas Stuhlpfarrer vorgeworfen wird -, habe er nicht gewusst, betonte Klima. Vor allem aber habe er persönlich damit überhaupt nichts zu tun gehabt: "Ich war in die Auftragsvergabe und Abwicklung nicht involviert." Ebenso wenig habe sein Sohn Jan etwas damit zu tun gehabt.

Das wieder führte die Ausschussmitglieder auf ein Nebengleis der Affäre und zur Frage, ob Klima einmal im ORF interveniert habe, seinen Sohn aus einem Beitrag über die Euroteam-Aktivitäten "herauszuschneiden".

Klima verneinte, wollte aber nicht ausschließen, dass einer seiner Mitarbeiter den ORF-Verantwortlichen mitgeteilt hätte, welche Sorgen den Kanzler als Vater bewegten: dass nämlich sein Sohn, der sich gerade eine Karriere bei einem US-Unternehmen ("die sind ja sehr empfindlich in diese Richtung") aufbaue, unschuldig in den Geruch der Vetternwirtschaft kommen könnte.

Zu Stuhlpfarrer selbst will Klima so gut wie kein persönliches Verhältnis gehabt haben. Gut, man kannte sich aus der Zeit vor der EU-Wahl, und als dann einer seiner Mitarbeiter gesagt habe, Stuhlpfarrer sei der richtige Mann für die Kommunikation der Lehrlingsoffensive, habe er, Klima, eben gesagt: "Dann macht's es." Welcher Mitarbeiter? Sein Sekretär Thomas Drozda vielleicht, meinte Klima, aber so genau könne er sich nicht erinnern. Was bei Euroteam genau gelaufen sei, wüssten seine ehemaligen Mitarbeiter sicherlich besser als er, versicherte Klima. Und dabei blieb er auch auf Nachfragen. (DerStandard,Print-Ausgabe,16.5.2001)