Cannes - Beatrice Dalle sorgt als kannibalistische Verführerin für den bisher einzigen so genannten Skandal der Filmfestspiele in Cannes. "Trouble Every Day" von Claire Denis hat freilich auch Applaus der Filmkritiker gefunden. Dalle als sexsüchtige Frau, die ihre Liebhaber nach dem Akt verschlingt, war einigen Zuschauern allerdings zu viel: sie verließen das Kino. Der Film wurde außerhalb des Wettbewerbs in der Reihe der Autorenfilme gezeigt. "Es war eine wunderbare Liebesgeschichte, der schönste Film des Festivals. Aber ich versuche nicht, ihn zu verstehen", sagte eine Kritikerin nach der Vorführung. Regisseurin Denis wies auf einer Pressekonferenz jeden Vergleich mit Kannibalismus zurück: "Ich möchte das Wort Kannibalismus nicht aussprechen. Dieser ist Teil eines Rituals und einer Stammeskultur. Davon handelt der Film nicht". Sie habe ein poetisches Werk hervorbringen wollen. "Der Kuss wird zum Biss, aus dem Biss wird eine Verletzung. Es ist wie bei Babys: Mütter lieben sie so sehr, dass sie sie essen wollen", sagte Denis. Während etwa die "Süddeutsche Zeitung" von einem "kleinen Meisterwerk" sprach, enttäuschte der Film für die APA freilich "in jeder Hinsicht". Moniert wurde dabei auch, dass sich Beatrice Dalle "nicht einmal zur obligatorischen Pressekonferenz wagte". (hcl/Reuters/APA)