International
Neun Jahre Haft für frühere Terroristin Andrea Klump
Stuttgarter Richter sahen versuchten Anschlag auf spanische Disco als erwiesen an
Stuttgart - Wegen des versuchten Anschlages auf eine von US-Soldaten besuchte Diskothek in Spanien vor 13 Jahren ist die
frühere deutsche Terroristin Andrea Klump am Dienstag vom Oberlandesgericht Stuttgart zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter
sahen es als erwiesen an, dass sich die 44-Jährige der Verabredung zu einem Sprengstoffanschlag, der Beihilfe zum versuchten Mord und der
Geiselnahme schuldig gemacht hat.
Der ursprünglich von der Bundesanwaltschaft erhobene Vorwurf der Mitgliedschaft in der terroristischen "Rote Armee Fraktion" (RAF) war
bereits während des im November begonnenen Prozesses fallengelassen worden. Klump erklärte, sie nehme das Urteil an. Da die
Bundesanwaltschaft ebenfalls auf Rechtsmittel verzichtete, ist das Urteil des Oberlandesgerichts rechtskräftig.
"Untergeordnete Rolle"
Der Gerichtsvorsitzende Udo Heissler begründete das Strafmaß unter anderem mit der "untergeordneten Rolle", die Klump bei dem
gescheiterten Anschlag von 1988 gespielt habe. Zudem müssem ihr zu Gute gehalten werden, dass sie ein umfangreiches Geständnis abgelegt
habe und unter ihre Vergangenheit eine Schlussstrich ziehen wolle. Überdies lägen die Taten 13 Jahre zurück. Damit wiege "das
Strafbedürfnis der Allgemeinheit geringer", sagte Heissler.
Die Anklage hatte eine zehnjährige Freiheitsstrafe für Klump gefordert. Die Verteidiger hatten für ein mildes Urteil plädiert, weil Klump ihre
Beteiligung an dem Anschlag gegen die Diskothek des Hotels "Playa de la Luz" im spanischen Rota gestanden hatte. Der Anschlag misslang,
weil ein Zünder vorzeitig explodierte, ohne den Sprengstoff zur Detonation zu bringen. Die insgesamt drei Täter schossen damals auf der
Flucht auf zwei Polizisten und nahmen einige Touristen in einem Wohnmobil für kurze Zeit als Geiseln.
RAF-Mitgliedschaft stets bestritten
Die jahrelang auf Fahndungsplakaten als RAF-Mitglied ausgeschriebene Klump hatte stets bestritten, in der Terrorgruppe aktiv gewesen zu
sein. Sie selbst zählte sich nur zum Unterstützerkreis der Gruppe. Mitte der achtziger Jahre war sie untergetaucht und erst im September 1999
in Wien festgenommen worden. Dabei wurde ihr Begleiter, der ebenfalls als RAF-Mitglied gesuchte Horst Ludwig Meyer, bei einer
Schießerei mit der Polizei getötet. (APA)