Graz - Vor etwas mehr als zwei Jahren, am 24. März 1999, erschien im STANDARD ein Porträt von Walter Müller, dem Leiter der Grazer Redaktion, über Franz Leitner: Der ehemalige Widerstandskämpfer war von Israel als "Gerechter unter den Völkern" ausgezeichnet worden, weil er im Konzentrationslager Hunderten Kindern das Leben gerettet hatte. Medienkünstler Richard Kriesche suchte daraufhin den Kontakt zu dem langjährigen KP-Landespolitiker, der seit 1953 in der Steiermark wohnt - und gemeinsam mit Müller entstand die Idee, eine Dokumentation über Leitner zu drehen. Am Dienstag wurde diese in der Grazer Synagoge präsentiert. Das 25-minütige Video verzichtet bewusst auf Ablenkung und technische Spielereien: Franz Leitner, heute 83, erzählt vor einem neutralen Hintergrund seine erschütternden Erlebnisse. Der gebürtige Wiener Neustädter, der sich der illegalen KP-Jugend angeschlossen hatte, wurde am 1. September 1939 von der Gestapo verhaftet und ins KZ Buchenwald verbracht, wo er bis 1945 inhaftiert war. Als Ältester des Blocks 8 versuchte er zusammen mit weiteren Widerstandskämpfern, die Kinder zu schützen und zu verstecken, die zum Teil mitansehen mussten, wie ihre Verwandten weiter nach Auschwitz transportiert wurden, um dort vergast zu werden. Aufgrund seiner Aktivitäten wurde Leitner monatelang in den Bunker gesteckt: "Ich wollte, wenn es dazu gekommen wäre, dass ich sterben muss, nur eines: anständig sterben." Anständig sterben lautet auch der Titel des Videos, das mit Leitners Appell endet: "Unsere schreckliche Vergangenheit darf niemals die Zukunft unserer Kinder sein." Der ORF Steiermark signalisierte den Machern bisher kein Interesse an der Dokumentation. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 5. 2001)