Seoul - Landwirte haben bei heiratswilligen Südkoreanerinnen schlechte Karten. Diese suchen sich lieber in der Stadt einen Mann mit einem verlässlichen Einkommen. Die ungeliebten Jungbauern sehen sich inzwischen häufig nach einer Ausländerin um, die das karge Landleben weniger abschreckt. Das Forschungsinstitut 'Agriculture Life Research' hat in einer Untersuchung ermittelt, dass 69,4 Prozent der auf dem Land lebenden Frauen in eine Großstadt ziehen möchten. Nur 2,4 Prozent erklärten, sie wollten in ihren Dörfern bleiben. Keine der befragten Frauen konnte sich vorstellen, einen Bauern zu heiraten. Sie setzten vielmehr ihre Hoffnung auf eine Ehe mit einem regelmäßig bezahlten Arbeiter, um so dem beschwerlichen Landleben zu entkommen. "Man kommt nur schwer gegen die Vorstellung vom harten, armseligen Landleben an", seufzt der Bauer Kim Bong-Gyun aus dem Dorf Seosan, das rund einhundert Kilometer südlich der Hauptstadt Seoul liegt. Dabei sei das Leben auf dem Land heute viel besser als noch vor Jahrzehnten, betont der 38-jährige Junggeselle. 200 Bauern auf der Warteliste Auf der Warteliste eines Heiratsvermittlungszentrum in Seosan stehen 200 Bauern, die seit drei Jahren nach einer Braut Ausschau halten. Alle sind um die 40 Jahre alt. Der Chef des Instituts, Yoon In-Soo, bedauert, dass sich keine Frau für diese Aspiranten interessiert. "Einige von ihnen sind kluge, vielversprechende junge Männer mit eigenen Farmen. Doch Koreanerinnen wollen keine Bauersfrau werden." Seit einigen Jahren springen zunehmend Ausländerinnen in die Bresche, vor allem junge Frauen von den Philippinen. Heiratsvermittler und religiöse Organisationen sorgen häufig für die ersten Kontakte. So gibt es im Dorf Seosan mittlerweile 27 koreanisch-philippinische Paare. Die meisten dieser Ehen wurden in den letzten zwei Jahren geschlossen. 1.200 Philippinerinnen im letzten Jahr Nach Schätzungen der Regierung in Seoul haben allein im vergangenen Jahr 1.200 Philippinerinnen südkoreanische Bauern geheiratet. In der Hoffnung auf ein besseres Leben haben sie sich in ihrem Land von religiösen und Bauernorganisationen anwerben lassen. Doch viele von ihnen fällt es schwer, sich an das koreanische Leben anzupassen. "Sie hatten ja keine Gelegenheit, ihren zünftigen Ehemann kennen zu lernen", meint Kim Kwang-Don vom katholischen Arbeitsberatungsbüro in Pusan. Das Büro organisiert nach dem Gottesdienst Begegnungsmöglichkeiten für einheimische und Ehefrauen aus anderen asiatischen Ländern. Hier können sie einander besser kennen- und verstehen lernen. Diese ehrenamtliche Hilfe ist sehr willkommen, denn die Regierung hat bislang nichts unternommen, um den Bauern bei ihrer beschwerlichen Brautschau zu helfen. Sie kümmert sich auch nicht um die Nöte der Ausländerinnen, die mit koreanischen Bauern verheiratet sind. "Es gibt für die Regierung keinen Grund, sich einzumischen", erklärte ein Beamter in Pusan. "Das sind Privatangelegenheiten." Die Suche nach Bäuerinnen für Südkorea hatte Anfang der 90er Jahre begonnen. Damals versuchten sich Regierungsbeauftragte und Farmer-Gruppen in der Republik China als Brautwerber. Doch die meisten Angeworbenen hatten in ihrem Ehearrangement wohl eher eine Möglichkeit gesehen, nach Südkorea zu kommen. Sie machten sich davon und etliche versuchten, illegal im Land zu bleiben und Arbeit zu suchen. (IPS)