Wien - Eine stärkere gesellschaftliche Sensibilisierung, um die Gewalt in den Familien eindämmen zu können, will Sozialminister Herbert Haupt (F). Bei einer Pressekonferenz anlässlich des Familientags am Dienstag kritisierte er, dass die Bereitschaft wegzusehen immer noch zu hoch sei. Die Aufmerksamkeit werde immer nur dann größer, wenn ein besonders schrecklicher Fall in den Medien ausführlich berichtet werde. Keine endgültigen Zahlen Endgültige Zahlen über die Gewalttaten in den Familien liegen noch nicht vor. Haupt erklärte jedoch, dass etwa jede/r Fünfte in einer Beziehung lebe, wo Frauen oder Kinder von Gewalt betroffen seien. Die Zahl der gerichtsanhängigen Delikte dürfte seit 1998 um fast 20 Prozent angestiegen sein. Die Dunkelziffer der Misshandlungen dürfte die statistischen Zahlen sogar noch übertreffen. "Die Spitze des Eisbergs taucht jetzt mehr auf" Dennoch glaubt der Minister, dass die Anfang der neunziger Jahre eingeleiteten Präventionsmaßnahmen einige Wirkung gezeigt haben. Es gebe in der Bevölkerung nunmehr eine höhere Bereitschaft, Gewalttaten zur Anzeige zu bringen: "Die Spitze des Eisbergs taucht jetzt mehr aus dem Meer auf". Männliche Gewalt Dass die Gewalt in erster Linie von Männern ausgeübt werde, sei unbestritten, erklärte Haupt. Deshalb sei es angesagt, neben Frauen und Kindern auch Männern Unterstützung nicht zu versagen, dies z.B. in Form von psychotherapeutischer Betreuung. (APA)