Berlin - Pessimistischer als noch im Frühjahrsgutachten beurteilt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, die Konjunktur. "Die Unsicherheit ist im Augenblick relativ hoch. Es kann sein, dass wir auch unter zwei Prozent rutschen", sagte Zimmermann nach Angaben des Nachrichtensenders n-tv . In ihrem Frühjahrsgutachten hatten die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute, darunter auch das DIW, noch ein Wachstum von 2,1 Prozent für dieses Jahr vorhergesagt.

"Die Nachrichten aus den USA sind insgesamt in der Summe so bedrohlich, dass wir doch stärker angesteckt werden können", so der Experte. Erst in den letzten Tagen seien Informationen über einen starken Rückgang der Auftragseingänge aus dem Ausland eingetroffen.

Entscheidend für die weitere Entwicklung in Deutschland sei neben der Außenwirtschaft die Lösung struktureller Aufgaben. Dies gelte vor allem für den Arbeitsmarkt. "Die Erfolge, die wir auf dem Arbeitsmarkt hatten, waren weitgehend von der Konjunktur getragen." Zum Ziel der Bundesregierung, die Arbeitslosenzahl unter 3,5 Millionen zu drücken, sagte Zimmermann: "Es ist schwierig, aber immer noch möglich." Zudem habe Bundeskanzler Gerhard Schröder offen gelassen, ob er dieses Ziel auf den Jahresdurchschnitt oder auf einen Monat angelegt habe. Der DIW-Präsident ortet auch parteipolitische Taktik.

Die EU-Osterweiterung stellt nach DIW-Einschätzung keine Gefahr für den deutschen Arbeitsmarkt dar. "Die neue Welle der Zuwanderung wird uns auf dem Arbeitsmarkt eher helfen als schaden", sagte Zimmermann. Anstelle von Übergangsfristen sei deshalb eine "sofortige Öffnung" angebracht. Damit sollen "Facharbeiter und die tatsächlich Qualifizierten" für den deutschen Arbeitsmarkt gewonnen und von einer Abwanderung in die USA abgehalten werden. (AP, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 14. 5. 2001)