Prag - Den erneuten Diebstahl des Bronzekopfes vom Grab des Prager Journalisten und Schriftstellers Egon Erwin Kisch hat die tschechische Erzählerin Lenka Reinerova als "Vandalismus besonderer Art" bezeichnet. "Ich bin entsetzt von der Gleichgültigkeit der tschechischen Kulturszene und der Prager Behörden, die diesen Raub offenbar als Sache hinnimmt, die halt passiert", sagte die frühere Mitarbeiter des "Rasenden Reporters" (1885-1948) am Sonntag während einer Lesung auf der Prager Buchmesse. Die 84-Jährige gilt als letzte deutschsprachige Autorin der tschechischen Hauptstadt. Der Diebstahl der Büste vom Friedhof Prag-Strasnice war in der vergangenen Woche bekannt geworden. Bereits 1992 war das erste Exemplar gestohlen worden. Mit Hilfe internationaler Spender wie dem Herausgeber des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", Rudolf Augstein, wurde die Skulptur wenig später ersetzt. "Es ist eine Schande, dass sich jemand am Grab dieses Prager Schriftstellers mit Weltgeltung vergreift", sagte Reinerova. Die frühere Freundin der Familie Kisch war 1999 in Weimar mit dem Schillerring ausgezeichnet worden. (APA)