Utrecht/Wien - Der Erforschung jener Vorgänge, die sich während und kurz nach einem Infarkt im Herzen abspielen, sind naturgemäß ethische Grenzen gesetzt. Das Wohl des Patienten muss in jedem Fall vorgehen. Wissenschafter der Universität Utrecht (Niederlande) simulieren Infarkte an Herzmuskelzellen in der Retorte und konnten dabei neue Erkenntnisse über Veränderungen in den Zellmembranen gewinnen. Durch weitere Forschungen erhoffen sich die Experten auch mögliche neue Therapieformen. In einer gesunden Zelle sind die Lipide - Fette, die als Bausteine der Membranen dienen - asymmetrisch über die zwei Schichten der Zellumhüllung verteilt, heißt es in einer Aussendung der niederländischen Forschungsorganisation NWO. Während und unmittelbar nach einer simulierten Attacke geht diese asymmetrische Verteilung verloren, die Lipide wandern von der inneren zur äußeren Schicht. Die Forscher vermuten, dass diese Unausgeglichenheit bei der Beschädigung von Herzmuskel-Zellen eine entscheidende Rolle spielen. Die Wissenschafter untersuchten auch die zweite Phase eines Herzinfarkts, wenn die Durchblutung wieder in Gang kommt. Geschieht das rechtzeitig, kann das Gewebe überleben. Lässt die Durchblutung auf sich warten, wird die zu Beginn entstandene Unausgeglichenheit der Lipide in den Zellmembranen weiter verstärkt. Letztendlich sterben die Zellen ab, es kommt zu Narbenbildungen im Gewebe.(APA)