Rom/Wien - Wissenschafter äußern heftige Zweifel an Meldungen, wonach Wissenschafter der Friedrich-II.-Universität in Neapel mögliche außerirdische Archaebakterien aus Meteoriten aus dem Tiefschlaf geholt und sogar zur Vermehrung gebracht haben. Die Mikroben waren nach Angaben der italienischen Forscher in Gesteinsbrocken von Meteoriten versteckt, die zwischen einer Million und 2,3 Milliarden Jahre alt sind. Die Meteoriten stammen zum Großteil aus einem Mineralienmuseum in Neapel. Importiertes Leben? Die italienischen Wissenschafter Bruno D'Argenio, Giuseppe Geraci und Rosanna Del Gaudio haben sich Anfang der Woche an die Öffentlichkeit gewandt. Wie italienische Medien wie "La Repubblica" und "Corriere della Sera" berichteten, sollen sie Archaebakterien, die sie in den Meteoriten gefunden haben, in eine spezielle Nährlösung gesteckt haben. Die Mikroben hätten daraufhin zu leben begonnen. Die Forscher betonten, dass ihre Ergebnisse immer wieder geäußerte Ansichten unterstützten, wonach das Leben auf der Erde gleichsam ein Import aus dem Weltraum darstelle. Die Archaebakterien sind den Angaben der italienischen Forscher zufolge ähnlich heute lebenden Exemplaren. Skepsis Meteoritenexperte Franz Brandstätter vom Naturhistorischen Museum Wien zeigte sich gegenüber den Meldungen äußerst skeptisch. Von wissenschaftlicher Seite - etwa über die in der Wissenschaft üblichen Veröffentlichungen in einer einschlägigen Fachzeitschrift - sei bisher nichts bekannt geworden", sagte er. Er zweifle daher an der Seriosität der Meldungen. Zweifel, dass es sich bei den Mikroben der italienischen Forscher um außerirdisches Leben handelt, äußerte der Astronom Luigi Colangeli vom Capodimonte-Observatorium in Neapel. Er vermutet in der neapolitanischen Zeitschritft "Il Mattino", dass die Archaebakterien eine höchst irdische Verschmutzung der Museumsstücke darstellen. Die gleiche Ansicht vertritt auch Brandstätter: "Die Mikroben müssen irdischen Ursprungs sein, alles andere ist unseriöse Spekulation". "Archaebakterien" Archaebakterien bzw. Archaea unterscheiden sich deutlich von den echten Bakterien. So sind etwa die Zellwände und Ribosomen (Ribosomen spielen bei der Eiweißsynthese eine entscheidende Rolle, Anm.) anders gebaut. Auch sind Archaebakterien gegen Antibiotika unempfindlich. Sie werden daher einer eigenen Gruppe im Reich des Lebendigen zugeordnet und zählen nicht zu den Bakterien. Die Mikroorganismen sind dafür bekannt, dass sie auch extremste Lebensräume besiedeln, darunter heiße Quellen oder das Tote Meer.(APA)