Spielberg - "Wir werden unserer Mutter Blumen schicken und sie anrufen." Die Schumacher-Buben sind artig, Michael, der Weltmeister, gab dieses Versprechen ab, ehe er über Grip und Traktionskontrolle und Gegner plauderte, und auch Ralf, der Aufsteiger im BMW-Williams, wird sich dran halten. Die Buben aus Kerpen, von denen einer, Michael, in der Schweiz lebt und der andere, Ralf, in Salzburg, sind am Muttertags-Wochenende verhindert, sie müssen in Spielberg arbeiten, am Samstag steigt das Qualifying (13), am Sonntag der Große Preis von Österreich (14).Rivalenlos

Michael Schumacher und sein Ferrari führen in der WM mit 36 Punkten vor David Coulthard (McLaren-Mercedes/28) und Rubens Barrichello (Ferrari/14). Doch keinen der beiden, so klingt's jedenfalls, nimmt er als Rivalen ernst. Mika Häkkinen, den zweifachen Weltmeister, betrachtet der dreifache als schärfsten Widersacher, auch wenn der Finne erst vier Punkte gesammelt hat. Ob ohne oder mit Traktionskontrolle, die seit dem GP in Barcelona erlaubt ist, "man hat gesehen, dass die Fahrer, die fahrerisch etwas besser sind, immer vorne sind. Häkkinen war schneller als Coulthard, ich war schneller als Barrichello."

Von Coulthard hält Schumacher nicht allzu viel. "Normal hätte Häkkinen die Oberhand, aber es ist nicht normal gelaufen." Er, Schumacher, komme zu diesem Schluss, weil er die Fakten ganz genau analysiere, die Teilzeiten, ob einer mit frischen oder alten Reifen unterwegs sei, mit viel oder wenig Sprit, "und ich versuche da überhaupt keine Polemik reinzubringen, sondern nur Tatsachen."

Zuletzt in Barcelona machte Häkkinens McLaren-Mercedes, souverän in Führung liegend, in der letzten Runde schlapp, Schumacher erbte den Sieg. Häkkinen hat den Schock verarbeitet, für ihn geht in Österreich die WM erst so richtig los, blöderweise ist er total vergrippt. "Ich will die zehn Punkte", sagt er, "aber in meinem Zustand wird es hart werden." Häkkinen hat bereits zweimal auf dem A1-Ring gewonnen. Schumacher noch nie, so gesehen ist Österreich einzigartig in der aktuellen Formel-1-Welt.

Am Limit, ohne auszubrechen

Schumacher schätzt die Traktionskontrolle, die auf elektronischem Weg dafür sorgt, dass sich die Räder beim Beschleunigen nicht durchdrehen. "Ich fahr' nämlich gern am Limit, und ein Auto, das ständig ausbricht, kann man nicht gescheit am Limit fahren." Die Systeme sind furchtbar kompliziert, prinzipiell funktionieren sie so, dass Sensoren die Raddrehzahl messen, die Daten ans Motormanagement weitergeben, auf dass dieses im Falle des Schlupfs Gas zurücknimmt. Die Sitzungen mit den Ingenieuren werden immer länger. "Es wird noch lang dauern, um das zu optimieren", sagt Schumacher, der es auch toll findet, wie viel er während der Fahrt einstellen kann, was früher nur in der Box gegangen ist, Differentiale, Bremskraftverteilung und dergleichen. "Es gibt so viele Knöpfe wie noch nie, und ich kann sie jederzeit drücken." In gewissen Situationen sei sein Gasfuß besser als der Computer, "manche Starts sind mir schon besser gelungen als der Eletronik". Die vielen Knöpfe bedeuteten auch viele Fehlerquellen, "es ist nun besonders wichtig, dass der Fahrer frei im Kopf ist".

(Benno Zelsacher) (DER STANDARD, PRINTAUSGABE 12./13. 5. 2001)