An diesem Sonntag (13.5.) soll in Frankfurt der Ludwig-Börne-Preises an den "Spiegel"-Herausgeber Rudolf Augstein verliehen werden. Die mit 40.000 Mark (20.452 Euro/281.421 S) dotierte Auszeichnung sollte Augstein eigentlich schon am 5. November des Vorjahres überreicht werden. Die Verleihung wurde aber wegen Krankheit Augsteins abgesagt. Ein vorgeschobener Grund, wurde in den Medien geunkt. Denn Augstein ist als Träger des angesehenen Börne-Preises umstritten. In den Feuilletons wurde Augstein vor allem der fragwürdige Umgang mit der Nazi-Vergangenheit angekreidet. Der "Spiegel" betreibe Geschichtsfälschung, hieß es. Die Laudatio wird am Sonntag der Feuilleton-Chef der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), Frank Schirrmacher, halten. Er hatte im vergangenen Jahr als einziger Börne-Preis-Juror Augstein ausgewählt, hatte aber im Oktober 1998 auch die Laudatio auf Friedenspreisträger Martin Walser gehalten, der anschließend mit seiner umstrittenen Dankesrede eine monatelange Debatte über den angemessenen Umgang mit der Erinnerung an Auschwitz auslöste. Vorwurf der Beschäftigung von Nazis Walser handelte sich mit seinen Thesen von der angeblichen Instrumentalisierung des Holocaust und dem Vorwurf, die Erinnerung an Auschwitz werde als "Moralkeule" missbraucht, das Etikett "geistiger Brandstifter" ein. Augstein, ein Duzfreund Walsers, blies nach dessen Rede in das gleiche Horn. Den Börne-Preis erhält er nun für sein publizistisches Lebenswerk. Der Düsseldorfer Publizist Hersch Fischler dagegen wirft Augstein journalistische Fehlleistungen im Zusammenhang mit den "Spiegel"- Berichten über die Reichstags-Brandstiftung 1933 vor. "Der Spiegel hat bewusst Fakten unterdrückt und damit die Tatbeteiligung der Nationalsozialisten am Reichstagsbrand verdunkelt", kritisiert Fischler. Ein anderer Vorwurf gegen Augstein lautet, dieser habe nach dem Krieg mehrere ehemalige Nazis beim "Spiegel" beschäftigt. Fischler forderte Schirrmacher und den Vorstand der Börne-Stiftung auf, die Preisverleihung abzublasen. "Aber es ist natürlich die Frage, ob es sich Mitglieder des Vorstands leisten können, mit Augstein und Schirrmacher zwei der mächtigsten Publizisten Deutschlands zu brüskieren." (APA/dpa)