Schon im Titel "Klavieretüden" liegt eine Provokation, ist sich doch die zeitgenössische Musik für Übungsstücke meist zu gut. György Ligetis ganz aus dem Geist pianistischer Technik und Poesie gedachte Werke schließen aber würdig an Chopin und Debussy an und haben sich schon zu so etwas wie Repertoirestücken entwickelt. Pierre-Laurent Aimard, Spezialist für Zeitgenössisches, kann heute mit der achtzehnten Etüde (aus dem Dritten Buch) sogar eine Uraufführung bieten - im Auftrag der Wiener Konzerthausgesellschaft. Über die Qualitäten des Pianisten gibt Kollege Alfred Brendel profund Auskunft: "Er kommt mir vor wie jemand vom Mars, mit anderen Nerven, Muskeln und Sinnesorganen." Das sollte man gehört haben. Musikgeschichte live! Konzerthaus, Mozart-Saal, 3., 24 20 02. 19.30 (wf/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. 5. 2001)