Luca di Montezemolo, der Chef des Ferrari-Rennstalls, ist überrascht. "Ich, Minister unter Berlusconi?" Man solle doch nach der Wahl darüber sprechen, gibt sich der Weltmeister-Macher zugedeckt. Jetzt gelte es nur mal, den Großen Preis von Österreich zu gewinnen, dann erst werde er sich mit anderen Dingen beschäftigen. Die von Silvio Berlusconi medienwirksam vorgelegte "Ministerliste", auf der der äußerst beliebte und verehrte Ferrari-Manager Montezemolo auf dem nicht gerade wichtigen Posten eines Sport- oder Außenhandelsministers aufscheint, sorgt auch für Unmut unter seinen Bündnispartnern. Der Chef von Alleanza Nazionale, Gianfranco Fini, sah sich gezwungen eines klarzustellen: "Berlusconi hat Vorschläge gemacht, das ist aber sicher nicht die Ministerliste." Und auch die christdemokratischen Kleinparteien CCD und CDU beharren auf klaren Änderungen. Vor allem die Ankündigung, dass den Politikern "echte Fachleute" zur Seite gestellt würden, stößt den Bündnispartnern sauer auf. Fini erhob die unmissverständliche Forderung, dass die neue Mitte-rechts-Regierung auf jeden Fall eine "politische" Regierung sein müsse, nicht eine Regierung von Technokraten. Die Lega Nord wiederum kritisiert, dass ihrem Hauptwahlthema, der Föderalisierung des Landes, im Berlusconi-Programm nur unzureichend Platz eingeräumt wird. Dass wenige Tage vor der Wahl auch noch ein Kandidat des "Hauses der Freiheiten" wegen betrügerischen Konkurses von einem Wahlessen weg verhaftet worden ist, sorgt für weiteres Unbehagen. Giampiero Catone, der den Rechtsblock im Veneto vertreten sollte, wird von der Finanzpolizei beschuldigt, sich staatliche Zuschüsse in Milliardenhöhe für nicht existente Firmen erschlichen zu haben. In einem Punkt scheint Berlusconi, der selbst ernannte "neue Premier Italiens", bereits vorzubauen. Bevor er mit seinen großen Wirtschaftsreformen beginne, müsse er natürlich die Staatsfinanzen kontrollieren, es bestehe nämlich der Verdacht, dass die Linke die wahren Ausmaße des Staatsdefizits verschleiert habe. Erst dann könne seine Regierung das Ausmaß der Reformen festlegen. Dass jetzt noch knapp vor der Wahl der interne Streit im Mitte-rechts-Bündnis aufbricht, lässt Francesco Rutelli weiter auf einen knappen Wahlsieg hoffen. Die große Präsentation Montezemolos als Minister sei "der übliche Berlusconi-Bluff" gewesen, dem wieder einmal alle aufgesessen seien, kommentierte die Nummer zwei des Ulivo, Piero Fassino. Das Hässlichste in diesem Wahlkampf sei der absolut ungleiche und eigennützige Gebrauch des Fernsehens durch Berlsuconi gewesen, erklärt der linke Spitzenkandidat Rutelli. (DER STANDARD, Print, 11.5.2001)