Bern - An der Spitze der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) der Schweiz steht ein Wechsel bevor. Der Nachfolger des bisherigen Parteichefs Adalbert Durrer soll am Samstag auf einer CVP-Versammlung in Bern gewählt werden; der Thurgauer Ständerat Philipp Stähelin ist offizieller Kandidat für den Parteivorsitz. Die CVP - in der Regierung durch Außenminister Joseph Deiss und Justizministerin Ruth Metzler vertreten - hatte in den vergangenen Jahren regelmäßig Stimmen an die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) verloren. Nach der so genannten Schweizer "Zauberformel" (2:2:2:1) stellt die CVP im Bundesrat, der siebenköpfigen Kollegialregierung, ebenso wie die Sozialdemokraten und die Freisinnigen zwei Mitglieder, die SVP eines. Für den abtretenden CVP-Präsident Durrer ist die Politik der CVP während seiner Amtszeit "insgesamt erfolgreich" gewesen. Die Partei habe die beiden Bundesratssitze gehalten, stelle die zweite Frau in der Regierung, belege auf kantonaler Ebene den Spitzenrang als Regierungspartei und habe bei den Eidgenössischen Wahlen ein gutes Resultat erzielt, sagte Durrer am Donnerstag in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung". Sachpolitisch habe die CVP viele Vorlagen wesentlich mitgeprägt, wie etwa die neue Bundesverfassung, das wirtschaftliche Revitalisierungsprogramm oder die Strommarktöffnung. "Es fehlten aber ein bisschen die Highlights, die man mit unserer Partei in Verbindung bringt", bedauerte der scheidende CVP-Vorsitzende. Als größten persönlichen Misserfolg bezeichnet er seine erfolglose Kandidatur für den Bundesrat. Einen Rechtsrutsch gebe es mit dem neuen Präsidenten nicht, ist Durrer überzeugt. Dagegen werde das neue Präsidium eine sachlichere Politik machen als das alte: "Das alte Präsidium war wirtschaftspolitisch teilweise zu links und außenpolitisch zu forsch." Der Wählerrückgang der CVP in den vergangenen Jahren hat für Durrer auch positive Seiten. Es sei ein teilweise normaler Prozess gewesen, sagte Durrer. "Die CVP hatte dort vielfach Anteile, die nicht mehr gesund waren." Die Partei müsse sich konfessionell öffnen und die Jungen ansprechen. Für den St. Galler Politologieprofessor Alois Riklin ist die bisher nicht vollzogene konfessionelle Öffnung der Grund für den Wählerschwund der CVP. Die CVP sei immer noch eine Katholiken-Partei, sagte Riklin in einem Interview mit der "WochenZeitung" (WoZ) vom Donnerstag. Der Katholizismus verliere aber an Bedeutung, der Zusammenhalt der Katholiken schrumpfe. "Mit anderen Worten: Was die CVP ausmacht, reicht heute nicht mehr aus, um die Wähler zusammenzuhalten." (APA/sda)