"Ich bin zu faul zum Rechnen." Diese Erkenntnis des jungen Ingenieurstudenten Konrad Zuse war wohl die entscheidende Motivation für seine Erfindungen, die später die Welt verändern sollten. Zu viel Zeit verschwende er mit Zeit raubenden Algorithmen und unendlichen Zahlfolgen, meinte er. Das war die Geburtsstunde des ersten Computers. Vor 60 Jahren, am 12. Mai 1941, stellte Zuse einem kleinen Kreis aus Wissenschaftern die weltweit erste programmierbare automatische Rechenmaschine Z3 vor. "Der Mensch ist für das stupide Rechnen viel zu schade" Damit läutete der Berliner Tüftler ein neues Zeitalter ein, das des Computers. Schon in den dreißiger Jahren tüftelte der 28-jährige Zuse an einer Rechenmaschine, die den Ingenieuren das aufwendigen Rechnen abnehmen sollte. "Der Mensch ist für das stupide Rechnen viel zu schade", fand er. Seine erste Maschine Z1 war eine mechanische Konstruktion und bestand aus 40.000 Einzelteilen. Der voluminöse Apparat war jedoch noch stark verbesserungsfähig und arbeitete unzuverlässig. 1941 erblickte die Z3 das Licht der Welt 1941 war es dann so weit - im Wohnzimmer seiner Eltern in der Berliner Methfesselstraße baute der Bauiningenieur die Rechenmaschine Zuse3 auf. 2.500 Realais, die er sich aus Fernmeldeämtern besorgte, hatte er darin eingebaut. Tausende Drähte und unzählige Metallblättchen hielten das Werk zusammen. Mit der Maschine konnten alle Grundrechenoperationen und das Quadratwurzelziehen realisiert werden. Erster Rechner hatte 64-Zahlenspeicher Zuse3 besaß zudem einen Speicher für 64 Zahlen. Über eine Tastatur wurden - wie beim heutigen Computer - die Rechenwünsche eingeben. Die Operationen erfolgten dann im Binärsystem, das Ergebnis wurde im Dezimalsystem ausgegeben. "Heutige Computer arbeiten rund einhundert Millionen Mal schneller", beschreibt Zuses ältester Sohn Horst, heutiger Informatikdozent den Entwicklungssprung innerhalb von 60 Jahren. Computer fiel Bombenangriff zum Opfer Im Bombenhagel in der Nacht des 21. Dezember 1943 wurde die Z3 zerstört. "Das war eine Tragik der Geschichte", sagt Horst Zuse. Denn es lagen weder Baupläne noch Fotos der Rechenmaschine vor. Deshalb machte sich Zuse junior zusammen mit Wissenschaftern der Technischen Universität Berlin und Schülern ans Werk und baute die Z3 originalgetreu nach. Der einzige Unterschied - kleine Lampen machen den Datenfluss sichtbar. "Nach 60 Jahren wird die Z3 erstmals wieder rechnen", freut sich auch Raul Rojas, der das Projekt zusammen mit Horst Zuse initiierte. Der 30-Kilogramm-Apparat soll in den kommenden Monaten auf Tournee durch deutsche Städte gehen und einen festen Platz im Konrad-Zuse-Museum seiner Heimatstadt Hünfeld finden. Die Früchte des Ruhms ernteten andere Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die so hoffnungsvoll begonnene Entwicklung in Deutschland ein abruptes Ende. Die Stromversorgung war noch nicht allerorten sicher gestellt und auch Material für seine Forschungsarbeiten war für Zuse schwer zu bekommen. Rund fünf Jahre gingen dem Forscher deshalb verloren. In der Wissenschaft eine uneinholbare Zeit, sagt Rojas. Zuse habe das richtige Konzept gehabt. Aber Maschinen, die letztendlich das Computerzeitalter bestimmten, entwickelten die Amerikaner. Keine Beweise für Zuses Erfindung Zuse habe nicht einmal seine Erfindungen beweisen können, sagt Zuse junior. Die Baupläne waren ja im Krieg verloren gegangen. Jahrelang habe sein Vater deshalb versucht, alle Besucher der Z3-Maschine in der damaligen elterlichen Wohnung ausfindig zu machen und anzuschreiben. Viele hätten geantwortet, ihre Erinnerungen zu Protokoll gebracht und somit die Erfindung der ersten automatischen Rechenmaschine bestätigt. Ende der vierziger Jahre gründete Zuse seine eigene Firma. Der erste Großauftrag kam aus den Vereinigten Staaten. Deutschland habe den Zug der Zeit nicht erkannt, sagt Horst Zuse heute. Sein Vater habe erst 1999, vier Jahre nach seinem Tod, in Amerika die Anerkennung erfahren, auf die er so lange hingearbeitet habe. (Von Susann Kreutzmann/AP)