Wien - Frage: Was macht ein Chirurg mit dem Staatsopernballett in der Shopping-City-Süd? Antwort: Den vorbeiwandernden Besucherströmen zeigen, wie man seine Haltung verbessern und Kreuzschmerzen auf einfache Weise bekämpfen kann. Sprich: Wissenschaft präsentieren, öffentlich zugänglich machen, die Bürger dafür begeistern. Genau das wollen in den kommenden Tagen - vom 11. bis 19. Mai - insgesamt 463 Teilnehmer in 79 österreichischen Gemeinden auch. Im Rahmen der zweiten "Science Week" werden im gesamten Bundesgebiet 782 Events (über 200 davon allein in Wien) stattfinden. "Das ist ein sensationelles Ergebnis", zeigt sich der Organisator der "Science Week", Peter Rebernik, hoch erfreut. Der ehemalige Direktor des Technischen Museums und jetzige Geschäftsführer von Pharos, einem Büro für Kulturprojekte, weiß um die Schwierigkeit, Wissenschaft für die breite Masse begreifbar zu machen: "Das Wichtigste dabei ist, mit einer einfachen und allgemein verständlichen Sprache Begeisterung zu erzeugen." Darum müsse sich die Wissenschaft aus dem "universitären Elfenbeinturm" hinausbewegen, ist Günter Koch, Geschäftsführer des Forschungs- zentrums Seibersdorf, überzeugt: "Die ,Science Week' wird gerne als Opernball der österreichischen Forschung bezeichnet. Ich sehe sie aber eher als Volksfest, nicht als geschlossene Gesellschaft." An dieser einwöchigen "Vergnügungsreise durch die Wissenschaft" kann jedermann teilnehmen. Die Projekte werden zwar öffentlich gefördert, Honorare gibt es aber keine. "Wissenschaft zum Anfassen" sei nicht nur der oberste Grundsatz der Organisatoren, sondern auch das Geheimnis des Erfolges, betont Rebernik. Schon bei der Eröffnung der "Science Week" in der Wiener Nationalbibliothek sorgten einzelne "greifbare" Projekte für Aufsehen: Etwa der "strahlungsfreie Popcornreaktor" der TU Wien, einer Wirbelmaschine, die das Prinzip von gleichmäßiger Verteilung und Erwärmung von Festkörpern demonstriert. Oder die Präsentation neuartiger Narkosemethoden bei Tieren der Veterinärmedizinischen Uni Wien. Einigen Nachholbedarf hätte die Wissenschaft lediglich im Bereich der Selbstvermarktung. "Science Week"-Organisator Rebernik: "Unternehmen geben durchschnittlich ein Prozent ihres Umsatzes für Werbung aus. In der Wissenschaft ist es jedoch nur ein Promille." (trö, DER STANDARD, Print-Ausgabe 11. 5. 2001)