Wien - Die Wiener Frauen- und Integrationsstadträtin Renate Brauner (S) will in Zukunft verstärkt darauf drängen, die Interessen von Frauen in allen Bereichen der Stadtpolitik in den Mittelpunkt zu stellen. "Wien soll die frauenfreundlichste Stadt Mitteleuropas werden", so die Zielvorgabe der Stadträtin in einem Pressegespräch am Mittwochabend. Unter dem Titel "Gender Impact Assessment" soll ein Bewertungskatalog geschaffen werden, an dem künftige Planungsvorhaben der Stadt auf ihre Geschlechtssensibilität gemessen werden sollen. Im Bereich der Stadt Wien will Brauner auf durchgängige sprachliche Gleichbehandlung in Formularen, Gesetzes- und Verordnungstexten drängen, Amtsgebäude sollen kunden- und kinderfreundlicher werden. Mit Arbeitsmarkt- und Ausbildungsprogrammen will Brauner für mehr Eigenständigkeit der Wienerinnen sorgen. Bei der Stadtverwaltung soll es mehr Frauen in Führungspositionen geben, "da ist unzweifelhaft noch viel zu tun". Außerdem plant die Frauenstadträtin die Schaffung eines Gleichbehandlungsgesetzes für Landeslehrer. Konkrete Pläne hat Brauner auch im Gewaltschutzbereich. Bei der Polizei will sie pro Bezirk mindestens zwei speziell geschulte "Famcops" installieren, die sich der Betreuung von Gewaltopfern widmen sollen. Bereits im kommenden Sommer könnte mit der Schulung der Beamten begonnen werden. Die Wiener Gewaltschutzeinrichtungen sollen künftig durch Drei-Jahres-Verträge finanziell abgesichert werden. Um die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere zu erhöhen, sind weitere Kindergärten, vor allem für Unter-Dreijährige, und Schwerpunktkindergärten mit längeren Öffnungszeiten vorgesehen. Für Migrantinnen fordert Brauner eine eigenständige, nicht vom Ehemann abhängige Aufenthaltsbewilligung. Umsetzen will Brauner das alles mit der Unterstützung jener acht Frauen, die nach den Wahlen am 25. März für die SPÖ neu in den Gemeinderat eingezogen sind. Die Neo-Mandatarinnen Sandra Frauenberger, Sonja Kato, Claudia Laschan, Anica Matzka-Dojder, Barbara Novak-Schild, Sonja Ramskogler, Elisabeth Vitouch und Nurten Yilmaz erhöhen den Frauenanteil der Rathaus-SP auf 44,2 Prozent. Bei der Pressekonferenz konnte sich die Wiener SP-Frauensprecherin Martina Ludwig in diesem Zusammenhang einen Seitenhieb auf die gegnerischen Fraktionen im Stadtparlament nicht verkneifen: Sie verstehe, dass auch die FPÖ gerne einen Frauenanteil von 40 Prozent hätte. Tatsächlich liege dieser aber nur bei 28,6 Prozent, so Ludwig in Anspielung auf eine Aussage von FP-Stadträtin Karin Landauer. Auch bei der ÖVP mit gerade einmal 12,5 Prozent Frauenanteil sei vom Slogan "Stark, Schwarz, Weiblich" nicht viel übrig geblieben, sagte Ludwig. (APA)