Accra - Die pechschwarze Serie von verheerenden Unglücksfällen in Fußballstadien reißt nicht ab: Bei einer Panik nach einem Fußballspiel sind am Mittwochabend in Accra (Ghana) mindestens 130 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt worden. Es war das bereits fünfte Unglück innerhalb eines Monats, das vierte davon in Afrika. Mit der Katastrophe von Ghana verloren innerhalb von 29 Tagen insgesamt 186 Menschen ihr Leben in Fußballstadien, über 700 wurden verletzt. Ghanas Präsident John Kufuor berief für Donnerstag eine außerordentliche Kabinettssitzung ein, um die Hintergründe der Katastrophe zu erörtern. Der Minister im Präsidentenamt und Stabschef Jake Obetsebi-Amptey kündigte die Einsetzung einer Untersuchungskommission an. Sitze zerstört Die Partie zwischen den beiden Spitzenteams der obersten Liga in Ghana, den Accra Hearts of Oak und Kumasi Asante Kotoko, stand kurz vor Ende 2:1, als Kumasi-Fans begannen, Plastiksitze aus den Verankerungen zu reißen und auf das Spielfeld zu werfen. Die Panik unter den 50.000 Zuschauern wurde laut Augenzeugenberichten jedoch erst durch unverständliches Vorgehen der Exekutive ausgelöst. Tränengasgranaten Die Polizei feuerte nämlich zuerst Tränengasgranaten ab, um die Ausschreitungen zu unterbinden, und schloss unmittelbar danach die Stadiontore. In der folgenden Massenpanik wurden viele Menschen, die aus dem Stadion hatten laufen wollen, totgetrampelt oder erstickten. Das gleiche Vorgehen hatte bereits am 29. April im Stadion von Lubumbashi im Kongo bei einer Massenpanik zehn Opfer und 51 Verletzte gefordert. Kritik am Vorgehen der Polizei Der Vorstand der Hearts of Oak übte heftige Kritik am Vorgehen der Polizei, die insgesamt zwölf Kanister Tränengas verschossen haben soll. "Einer wäre genug gewesen." Die Polizei wurde auch von anderen Personen in ersten Reaktionen beschuldigt, überreagiert zu haben. Auch der stellvertretende Sportminister Aggrey sagte: "Ich glaube, dass das Tränengas das Problem verursacht hat." Unglück ist das vierte innerhalb eines Monats Das Unglück in Ghana ist das vierte innerhalb eines Monats, bei dem es in Afrika bei Fußballspielen Tote gab. Bei einer Massenpanik waren erst am 11. April in Johannesburg 43 Menschen getötet und rund 160 verletzt worden. Es folgte am 29. April die Panik im Stadion von Lubumbashi in der Demokratischen Republik Kongo (zehn Tote, 51 Verletzte). Auch in diesem Fall wird untersucht, ob die Polizei den Tumult mit Tränengas provoziert hat. Und am Sonntag hatten Ausschreitungen von Fußballfans in Abidjan (Elfenbeinküste) ein Opfer und 39 Verletzte zur Folge. FIFA-Reaktionen Der Internationale Fußball-Verband (FIFA) will wegen der Katastrophe in Ghana die Sicherheitsprobleme zum Hauptthema des FIFA-Kongresses Anfang Juli in Buenos Aires machen. Dabei geht es um Sanktionen gegen nationale Verbände (wegen Nichteinhaltung von Sicherheitsvorschriften), aber auch um die Frage, ob die sich in Afrika häufenden Zwischenfälle Auswirkungen auf künftige Vergaben von Weltmeisterschaften haben. FIFA-Präsident Joseph Blatter hatte vor kurzem angekündigt, dass ein mit der WM 2010 beginnendes Rotationsverfahren zwischen den Kontinenten mit Afrika begonnen werden soll(AFP/dpa)