Wien - Die seit Monaten laufende Suche nach einem Käufer für Österreichs viertes Handynetz fand am Dienstag ein überraschendes Finale: Der weltgrößte britische Mobilfunkkonzern, Vodafone, hat seine österreichische Handytochter Tele.ring an den US-Konzern Western Wireless International (WWI) verkauft. Vorbehaltlich der Zustimmung der Regulierungs- und Kartellbehörden wird Western Wireless von Vodafone/Mannesmann neben dem Festnetz-und Mobilfunkgeschäft auch die im Aufbau befindliche neue UMTS-Handysparte übernehmen, teilte Vodafone am Dienstag mit. Der Londoner Handyriese hatte im Vorjahr über die Mannesmann 3G Mobilfunk um 1,557 Milliarden Schilling (113,2 Mio. EURO) eine von sechs UMTS-Lizenzen in Österreich ersteigert. Milliardenzwerg Über den Kaufpreis für Tele.ring herrschte Stillschweigen. Insider sprechen davon, dass Vodafone seine Bilanz 2000/2001 bereits Ende März um bis zu 20 Mrd. S "erleichtert" hätte, indem Tele.ring an ein Bankenkonsortium unter Führung der Investmentbank UBS Warburg verkauft worden sei. Der Kaufvertrag zwischen Vodafone und WWI sei bereits am 5. Mai unterschrieben worden, sagte Tele.ring-Geschäftsführer Hartmut Kremling in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Dienstag. Der Verkauf von Tele.ring sei eine "gute Lösung für Tele.ring", weil Western Wireless aufgrund der Größe und Erfahrung auf kleinen Märkten flexibler auf österreichische Marktgegebenheiten reagieren könne. Der neue Eigentümer sei gerade dabei, sich ein genaues Bild von Tele.ring zu machen, sagte Kremling, der davon ausgeht, dass Tele.ring weiterhin alles, also Telefon, Mobilfunk und Internet, aus einer Hand anbieten werde. Auch Firmenname und Management sollen demnach zunächst unverändert bleiben. Ein Verkauf der Festnetzsparte - Western Wireless ist in Europa ausschließlich als GSM-Betreiber präsent - wäre wirtschaftlich nicht sinnvoll, meinte Kremling, weil das eigene Backbone einen Deckungsbeitrag liefere. Aus der Bahn Tele.ring war 1997 vom Verbund, den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und der Stadtwerkeholding Citykom Austria gegründet worden. Im Mai 1998 war der Düsseldorfer Mannesmann-Konzern eingestiegen, der im Vorjahr seinerseits in einer aufsehenerregenden Übernahmeschlacht von der britischen Vodafone übernommen wurde. Im Dezember 2000 zogen sich ÖBB und Citykom zur Gänze aus Tele.ring zurück. Laut Kremling telefonieren derzeit 200.000 Handykunden im Tele.ring-Netz, das vor knapp einem Jahr gestartet ist und mit erheblichen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Tele.ring beschäftigt derzeit 850 Mitarbeiter. Die an der Nasdaq notierte Western Wireless ist 1994 aus der Fusion von General Cellular und Pacific Northwest Cellular entstanden. Von Western Wireless wurde 1999 der nun in Besitz der Deutschen Telekom stehende Mobilfunkanbieter VoiceStream abgetrennt und an die Börse gebracht. Im Vorjahr erwirtschaftete Western Wireless Corp. mit 3665 Mitarbeitern einen Umsatz von 835 Mio. Dollar (13 Mrd. S/944,78 Mio. EURO). Der Gewinn 2000 brach von 148,8 auf 65,4 Mio. Dollar ein. 1998 waren es noch 224,1 Mio. Dollar gewesen. Die internationale Tochter WWI funkt in zum Teil exotischen Ländern wie Georgien, Ghana, Elfenbeinküste, in Bolivien und Haiti. In Kroatien ist WWI Partner der Mobilkom Austria (sie hält 19 Prozent an VIPnet), in Slowenien Konkurrent. Weitere Europa-Standbeine sind Irland, Island und Schweden. (ung/APA/DER STANDARD, Printausgabe 9.5.2001)