Mit großem Tamtam und einer jedem Rockstar zur Ehre gereichender "World Tour" rund um den Globus hatte Phillips, neuerdings neben Christie's und Sothebys der dritte globale "big player" im Auktionsgeschäft, seine "Impressionist & Modern Art" beworben. Sieben davon umgaben sich mit der Gloriole einer berühmten Provenienz - des Berliner Sammlers und Mäzens Heinz Berggruen, die Phillips durch eine Garantiesumme miterkaufte. Am 7. Mai kamen sie unter den Hammer, mit mäßigem Erfolg. Zwar reiht sich das für umgerechnet rund 600 Millionen Schilling verkaufte Cézanne-Ölbild La Montaigne Sainte-Victoire - den Hausberg des Malers, an dem er seine Sicht meisterhaft wie obsessiv schulte - in die Riege der teuersten jemals versteigerten Bilder der Welt, es erreichte aber nicht den oberen Schätzwert. Genau der untere Schätzwert von 35 Millionen Dollar (38,5 mit Taxen) wurde für das von Berggruen 1982 vom griechischen Schiffsmagnaten George Embiricos erstandene Werk erreicht - sofern sich das bei diesen Zahlen noch irgendwie "realistisch" nachvollziehen lässt. "Pikant ist, dass die Rekordsumme für Cézannes Montagne Sainte-Victoire von Phillips' Nordamerika-Chef gezahlt wurde", schreibt die Berliner Zeitung: "Versuchte man, eine größere Blamage abzuwenden?". Van Goghs Le Jardin d'automne war auf die selbe Summe wie Cézannes Meisterwerk geschätzt worden und fiel durch, ebenso wie Cézannes Ölbild Jeune fille a la poupée. Sehr viel kann Phillips an dem Deal also nicht verdient haben - über die Höhe der Garantiesumme hüllt man sich naturgemäß in Schweigen. Insgesamt waren 41 Werke angeboten worden, man verkaufte 63 Prozent nach Losen und 69 Prozent nach Wert (124 Millionen Dollar). Dabei schenkten Sammler nackten Frauen von drei unterschiedlichen Malern - eine Badende von Renoir, ein Akt von Toulouse-Lautrec sowie ein Akt von Kees van Dongen - diesmal nicht die Gunst, wobei das Motiv sonst einer von den Rennern ist... Chaime Soutine gab man die Ehre mit über zwei Millionen Dollar (mehr als der obere Schätzwert) für ein Männerportrait. Nur drei Lose fielen bei der New Yorker Sotheby's-Auktion tags darauf durch, wo man Werke aus der Sammlung von Stanley J. Seeger anbot, für insgesamt "nur" 54 Millionen Dollar. Dabei schaffte es erfreulicherweise ein deutscher Expressionist - am internationalen Parkett noch viel zu unterbewertet - in Millionendollarhöhen zu klettern: von erwarteten 700.000 Dollar schaffte es Max Beckmanns Perseus (Herkules') letzte Aufgabe bis zu 3,85 Mio Dollar. Christie's Abend-Sale brachte 83,3 Millionen Dollar in die Kassen, 69 Prozent nach Wert. Überraschend dabei der hohe Anteil an europäischen Käufern (54 Prozent). Claude Monets Nympheas schliffen sich dabei am unteren Schätzwert von 10 Millionen Dollar ein. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12./13. 5. 2001)