Stuttgart - Ist es wichtig zu wissen, dass William Faulkner seine Briefe und Päckchen aus Abneigung vor Postsendungen meist nicht öffnete? Oder dass sich Joseph Conrad tagelang in seinem Badezimmer einzuschließen pflegte? Und ist es von Bedeutung für die Literaturgeschichte, dass Oscar Wilde glibbrige Hände hatte? Nicht unbedingt, aber es sind diese kleinen Eigenheiten, die die Biografien der Autoren von Format mitunter fassbarer und jedenfalls unterhaltsam machen. Unter dem Titel "Geschriebenes Leben" hat Javier Marias, derzeit wohl der erfolgreichste spanische Schriftsteller, in 26 Essays mehr oder weniger Wissenswertes aus der Bücherwelt zusammengetragen. Conan Doyle und die Frauen oder Thomas Mann und seine Leiden Von Laurence Sterne bis Rilke präsentiert Marias Autoren, die sich normalerweise durch ihr Werk definieren, von ihrer persönlichen Seite. Faulkner zu Pferde, Robert Louis Stevenson in der Welt der Verbrecher, Conan Doyle und die Frauen oder Thomas Mann und seine Leiden - in kurzen, präzisen und für Marias typisch ironischen Lebensbeschreibungen nehmen die Autoren Gestalt an. Wieder beweist der Spanier, der in Deutschland vor allem durch seinen Welterfolg "Mein Herz so weiß" bekannt wurde, dass er ein Gespür für die richtige Pointierung hat, für das gelungene Maß an Witz und den ausgewogenen Schwung der Worte. Nicht nur Marias Erzählungen und Teile der Romane handeln von Mord, Besessenheit und mysteriösen Erscheinungen, auch seine "ironischen Halbporträts", so der Untertitel, besitzen so etwas wie eine morbide Faszination - schließlich betont Marias bei den Lebensskizzen auch die Umstände des jeweiligen Todes. (APA/dpa)