Foto: ÖBB
Wien - Der Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft, Wilhelm Haberzettl, hat sich am Montag erneut gegen die Aufspaltung der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) ausgesprochen. Dies würde Mehrkosten für den Staat in der Höhe von 1,5 Mrd. S (109 Mill. Euro) verursachen und allein in der ÖBB rund 9.000 Arbeitsplätze gefährden. Die sachlichen Argumenten sprächen daher eindeutig gegen die Teilung in Absatz und Infrastruktur, meint Haberzettl am Montag vor Journalisten . Die Vorgaben der EU zwängen nicht zu einer Teilung des ÖBB-Vertriebs von der Infrastruktur. In der Richtlinie sei lediglich eine rechnerische Trennung vorgesehen. Dies sei in Österreich schon seit neun Jahren realisiert. Lediglich bei der Trassenvergabe und bei Sicherheitsbescheinigungen seien Änderungen notwendig. Daran werde "der Liberalisierungsgedanke in Österreich aber nicht scheitern". Bartenstein für Teilung Verkehrsministerin Monika Forstinger (F) hatte sich zuletzt gegen die Aufteilung ausgesprochen. Haberzettl zweifelt jedoch am Durchsetzungsvermögen der Verkehrsministerin. "Ich befürchtet einen Hüftschuss der ÖVP", so der Eisenbahnergewerkschafter. Insbesondere Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) habe sich auf Drängen der Frächterlobby immer wieder für eine Teilung ausgesprochen. Lediglich Finanzminister Karl-Heinz Grasser (F) habe die Folgekosten dieses Vorhabens erkannt und sei daher gegen die Spaltung der ÖBB, meinte Haberzettl heute in der Wiener Sky Bar. Haberzettl forderte ein "klares Bekenntnis des Eigentümers", der Republik Österreich, zu "seinem" Unternehmen. Die Bilanz des vergangenen Jahres, bei der ein Rekordgewinn von 1,6 Mrd. S ausgewiesen worden war, habe bewiesen, dass die ÖBB ökonomisch auf dem richtigen Weg seien. Die Erfolgszahlen basierten darauf, dass die ÖBB integriert geführt würden. Durch den erhöhten Finanzaufwand bei der Teilung müssten notgedrungen die Investitionen gekürzt werden. Die Folge wären veraltetes Material mit geringerer Betriebssicherheit, Fahrpreisverteuerungen und Fahrplanrücknahmen. Erfahrungen in England und Schweden hätten bereits gezeigt, dass die Umstrukturierung zu massiven Qualitätsverlusten, Fahrpreiserhöhungen im Nahverkehr und zu einem deutlich höheren Subventionsbedarf durch den Staat führten. Neuer Vorstand Dem scheidenden Vorstand Helmut Draxler weint Haberzettl nicht nach. Immerhin habe Draxler 16.000 Arbeitsplätze vernichtet. Dennoch habe er seine Sache "alles in allem" gut gemacht. Nur aus "mentalen Gründen" für den Verbleib Draxlers und damit gegen den neuen Vorstand zu stimmen hätte aber keinen Sinn gemacht, meint Haberzettl. Schließlich müsse man die nächsten fünf Jahre mit den drei neuen Vorständen auskommen. (APA)