Graz - Ein Gesetzestext als "spanisches Dorf", die Tarifliste eines Telefonanbieters mit der Übersichtlichkeit einer EKG-Auswertung: "Informationen, die nicht spezifisch aufbereitet sind, werden schnell zu inhaltslosem Info-Müll", sagt die Grazer Sozialarbeiterin Walburga Fröhlich. Für viele, vor allem aber für Bevölkerungsgruppen wie geistig behinderte Menschen. Hier setzt "Capito" an: Der Grazer Verein "A'Tempo" ("Verein zur gesellschaftlichen Gleichstellung von Menschen mit Lernschwierigkeiten/Behinderten") "übersetzt" wichtige Informationen wie Gesetzestexte oder Info-Folder der Bundessozialämter. So, dass sie von geistig Behinderten leicht verstanden werden. Durch das Zerteilen von langen Sätzen zum Beispiel. Und durch die Verwendung von großen Buchstaben und Grafiken. So wird aus Sätzen wie: "Alle Menschen sind frei und gleich an Recht und Würde geboren" ein kurzer Satz gebastelt: "Alle Menschen haben die gleichen Rechte." Die Verständlichkeit wird von einer Behinderten-Kontrollgruppe überprüft. Durch "Capito", das aus der Behindertenmilliarde des Bundes mit einer Million Schilling (72.673 Euro) finanziert wird, sollen Passagen des geplanten neuen steirischen Behindertengesetzes in verständliche Form gebracht werden. Doch: "Solche Übersetzungen sind in andern europäischen Ländern gang und gäbe. Bei uns steckt das noch in den Kinderschuhen", meint Fröhlich. So gäbe es in Schweden eine staatlich finanzierte Organisation, die öffentliche Texte in eine Leichter-lesen-Version transkribiert und gratis zur Verfügung stellt. Als erste größere heimische Behindertenorganisation hat vor kurzem die steirische "Lebenshilfe" ihr Leitbild "übersetzen" lassen. "Dass wir auf unsere Kunden auf ihrer Ebene eingehen, sehen wir als Schritt für einen verbesserten Konsumentenschutz", betont Lebenshilfe-Geschäftsführerin Elke Schlitz im S TANDARD -Gespräch. In weiterer Folge soll eine Selbstvertretungsbewegung von Menschen mit Behinderungen nach internationalem Vorbild aufgebaut werden. Schlitz: "Damit sie selbst Stellung beziehen können." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 5. 2001, koe)