Warschau - Im Konflikt um die Rückgabe oder Entschädigung enteigneten Eigentums drohen jüdische Organisationen in den USA Polen mit Sanktionen. Am Sonntag solle mit einer Demonstration vor dem Büro der polnischen Luftfahrtgesellschaft LOT auf die noch immer ausstehende Entschädigung polnischer Juden aufmerksam gemacht werden, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA ausgewandert seien, berichtete der Rundfunksender Radio RMF. Die Holocaust-Überlebenden und ihre Erben wollten sich außerdem bei der Regierung des US-Bundesstaates New York für ein Landeverbot für LOT-Maschinen auf dem J.F. Kennedy-Flughafen und für das Verbot polnischer Schiffe im New Yorker Hafen einsetzen. Die Protestaktion solle keine antipolnischen Gefühle erzeugen, sagte Yehuda Ewrem, stellvertretender Vorsitzender des Komitees zur Eigentumrückerstattung von Holocaust-Opfern, dem polnischen Sender. Doch in den Verhandlungen um eine Entschädigung verweise Polen ständig auf die Parlamentswahlen im September und verlange, auf die neue Regierung zu warten. "Aber wir alle sind weit über 70 oder 80 Jahre alt und haben wirklich keine Zeit mehr zu warten", betonte Ewrem. Häuser und Grundstücke jüdischer Eigentümer waren während des Krieges von der deutschen Besatzung enteignet und nach dem Krieg unter der kommunistischen Regierung verstaatlicht worden. Mit einer Sammelklage gegen den Staat Polen versucht eine Gruppe Betroffener seit mehr als einem Jahr vor einem New Yorker Gericht, eine Entschädigung durchzusetzen. Die linksliberale polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza" berichtete am Samstag, auch der im Juni geplante Besuch von US-Präsident George W. Bush werde möglicherweise von Protesten begleitet. Mehrere polnische Emigranten planten Protestaktionen, um auf ausstehende Entschädigungen für Eigentum hinzuweisen. (APA/dpa)