Windhuk - Die Lebensbedingungen für die Menschen im Südlichen Afrika haben sich in den vergangenen Jahren in den meisten
Ländern verschlechtert. Das ist das Fazit eines Berichtes, den das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) am Donnerstag in
der namibischen Hauptstadt Windhuk vorgelegt hat. Von 1995 bis 1998 hat sich das Umfeld für die Menschen in den acht Ländern Angola,
Botswana, Kongo, Malawi, Namibia, Simbabwe, Sambia und Südafrika negativ entwickelt, heißt es in der Studie.
Der Index
Sie misst die Lebensqualität in der Region anhand eines Indexes, der Lebenserwartung, Bildungszugang, Analphabentum und Lebensstandard
(gemessen am Pro-Kopf-Einkommen) berücksichtigt. Am schlechtesten stehen demnach Sambia sowie die Demokratische Republik Kongo
da, wo in allen Bereichen eine Verschlechterung der Situation spürbar war.
Den höchsten Niedergang beim Pro-Kopf-Einkommen verzeichnete Angola, wo auch der Zugang zu Bildungseinrichtungen schwieriger
wurde. Die Republik Südafrika dagegen registrierte vor dem Hintergrund der Aids-Epidemie die höchste Einbuße bei der Lebenserwartung
seiner Bevölkerung, der mit sinkendem Pro-Kopf-Einkommen einherging. Auch in Simbabwe sanken die Lebenserwartung und die
Möglichkeiten des Schulzugangs.
Herausforderung Armut
Positiv merkt der Bericht dagegen für die übrigens sechs Mitgliedstaaten der Entwicklungsgemeinschaft Südliches Afrika (SADC)
Verbesserungen an. Sie wurden vor allem in Lesotho, Mauritius, Mosambik, den Seychellen, Swaziland und Tansania ausgemacht. Das
"Urlauberparadies" Mauritius hat demnach in allen Bereichen zugelegt, Botswana und Tansania ebenfalls, mit Ausnahme allerdings der
Lebenserwartung. "Armut bleibt die wichtigste Herausforderung für die SADC-Staaten", betonten die Autoren in ihrer Studie, die der Region
die höchsten Einkommens-Ungleichgewichte weltweit bescheinigen.
Ein Drittel der Menschen im Südlichen Afrika hat demnach keine Chance auf ein langes und gesundes Leben, und 30 bis 40 Prozent der
arbeitsfähigen Bevölkerung ist entweder arbeitslos oder im informellen Sektor oder der Subsistenzwirtschaft unterbeschäftigt. Gemessen an
kurzer Lebenserwartung, Analphabetentum, der Zahl der unterernährten Kinder sowie mangelndem Zugang zu sauberen Wasser und
medizinischer Versorgung galten 1998 in Angola und Mosambik mehr als die Hälfte der Bevölkerung als arm. Allerdings sank deren Zahl in
der gesamten Region von 39,9 Prozent in 1995 auf 31,5 Prozent in 1998. Mauritius glänzt mit einem Anteil von lediglich 11,6 Prozent der
Armen an seiner Bevölkerung, vor Südafrika (20,2) und Lesotho (23,3).
Geißel Aids
Die Autoren bescheinigen den Ländern Botswana, Swaziland, Simbabwe und Südafrika die höchsten Aids-Raten der Welt und warnen in
den Kontext vor einem "größeren Desaster" für die Region. Anlass zur Sorge gebe auch die historisch gewachsene Ungleichheit bei der
Landverteilung, die eine potenzielle Quelle für Instabilität sei. Außerdem sei eine stärkere Beteiligung der Frauen an der Macht nötig, die noch
immer unter diversen Formen der Diskriminierung litten.
In Südafrika könnte die ausufernde Aids-Epidemie in den nächsten zehn Jahren zu einem weiteren Rückgang des
Bevölkerungswachstums führen. Das geht aus der jüngsten Studie des "Südafrikanischen Institutes für Rassenbeziehungen" (SAIRR) hervor.
Demnach wird damit gerechnet, dass im Jahr 2011 erstmals so viele Menschen sterben, wie geboren werden.
Bevölkerungsrückgang möglich
Nicht ausgeschlossen wird, dass die Zahl der Einwohner in den Folgejahren gar sinken wird. Der Bevölkerungszuwachs habe sich bereits von
2,0 Prozent im Jahr 1999 auf 1,9 Prozent im vergangenen Jahr verringert. Allein im vergangenen Jahr seien 250.000 Südafrikaner an Aids
gestorben.
Die Zahl der HIV-Infizierten stieg der SAIRR-Studie zufolge zwischen 1998 und 1999 um 17 Prozent auf 4,2 Millionen gestiegen. Derzeit
wird mit mehr als 6 Millionen HIV-Infizierten gerechnet - weit mehr als die offiziell bisher gezählten 4,7 Millionen. In Südafrika leben gut 43
Millionen Menschen. Von der sich immer stärker ausbreitenden Immunschwächekrankheit ist vornehmlich die farbige Bevölkerungsmehrheit
betroffen. (APA/dpa)