Teheran - Mohammed Khatami bewirbt sich um eine zweite Amtszeit, am Freitag, nur zwei Tage vor Ablauf der Frist, ließ sich Irans Präsident zur Erleichterung seiner Anhänger für die Wahlen am 8. Juni registrieren. Der Wunsch des Volkes habe Vorrang. "Persönlich wäre ich lieber irgendwo anders", sagte der von den Konservativen bekämpfte Khatami unter Tränen, die er sich mit einem Taschentuch abwischen musste. Er habe darüber nachgedacht, ob er dem Land erneut als Präsident dienen oder eine andere Arbeit machen solle.

Khatamis Lager will den Urnengang zu einem Referendum über die Reformen umfunktionieren. Daran, dass er die Wahlen gewinnt, zweifelt niemand, wohl aber daran, ob er wieder wie vor vier Jahren auf siebzig Prozent kommen wird. Damals konnte Khatami mehr als 20 Millionen Stimmen auf sich versammeln, bei 32 Millionen Wahlberechtigten. Heute sind bereits 40 Millionen Iraner und Iranerinnen wahlberechtigt. "Wird der 20-Millionen-Mann wieder so viele Stimmen bekommen oder sind seine Wähler davongelaufen?", fragt die den Konservativen nahestehende Zeitung Resalat süffisant. "Jede Stimme für Khatami ist eine für die Reformen", meint die Zeitung Nowrus und warnt vor Gleichgültigkeit.

Sonst bietet sich den Iranern ein buntes Spektrum an Bewerbern, die meisten der fast 150 Personen werden wohl vom Wächterrat, der über ihre Kandidatur entscheidet, abgelehnt werden. Die endgültige Liste wird erst in zwei Wochen bekannt gegeben. Der älteste Möchtegern-Kandidat ist 80, der jüngste 21, auch eine Frau bewirbt sich. Unter den den konservativen Lager zuzurechnenden Kandidaten fällt am meisten der frühere Geheimdienstchef Ali Fallahian auf, der beim Mykonosprozess in Deutschland als Täter benannt wurde. Auch der Exchef der Revolutionsgarden, Mohsen Resaie, hat seine Kandidatur angekündigt, allerdings haben ihn die Wähler bereits bei den Parlamentswahlen im Februar letzten Jahres in die Wüste geschickt.

(Amir Loghmany/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5. Mai 2001)